Auf hoher See zeigte sich die Krankheit zum ersten Mal. Ralf-Peter Loewen war mit seiner Frau auf einer Kreuzfahrt. Eines Abends wollte er mit ihr tanzen. "Ich war immer ein wilder Tänzer gewesen. Plötzlich konnte ich aber die Füße nicht mehr so schnell bewegen wie sonst", sagt Loewen, der im westfälischen Haltern am See zu Hause ist. Noch vom Schiff aus organisierte er sich einen Termin beim Neurologen. Wenige Wochen später war die Diagnose klar: Der 57-Jährige leidet an der Parkinson-Krankheit.

Loewen ist einer von 400.000 Betroffenen in Deutschland. Weltweit sind es mehr als sechs Millionen Menschen, die mit der chronisch fortschreitenden Erkrankung des Nervensystems leben müssen. Nach und nach sterben die Nervenzellen im Gehirn ab, die einen Botenstoff (Dopamin) produzieren, der für flüssige Bewegungen notwendig ist.

Die Ursachen sind trotz intensiver Forschung nicht genau bekannt. Ab 60 Jahren steigt aber das Risiko deutlich an, an Parkinson zu erkranken. Männer sind öfter betroffen als Frauen.

Der Chefarzt der Parkinson-Spezialklinik in Neustadt (Holstein), Björn Machner, erklärt, dass die Krankheit nicht heilbar sei, ihr Verlauf sich auch nicht stoppen lasse. "Die Forschung ist sehr aktiv und verfolgt verschiedene Ansätze. Bislang können wir aber nur die Symptome behandeln."

Mit der Zeit muss die Medikamentendosis erhöht werden

Und die sind vielfältig: Schon vor Beginn der typischen Parkinson-Zeichen, wie die zumeist einseitige Muskelsteifheit, Bewegungsverlangsamung, Gangstörung oder Zittern, können frühe nicht-motorische Zeichen auftreten. Dazu gehören Schlafstörungen, Depressionen oder der Verlust des Geruchssinns. Im späteren Stadium können auch Schluckbeschwerden und Demenz hinzukommen.

Besonders im Anfangsstadium ließen sich die Symptome noch so gut behandeln, dass der Patient sich kaum krank fühle, erklärt Machner, der mit seinem Team in Neustadt pro Jahr mehr als 350 Patienten behandelt. "Mit der Zeit lässt aber die Wirkung der Medikamente nach. Immer höhere Dosen sind notwendig, die dann auch wieder Nebenwirkungen auslösen können." Intensivere Therapien wie Hirnstimulationen und Medikamentenpumpen können dann nötig werden.

Bei Ralf-Peter Loewen wurde Parkinson im Mai 2023 festgestellt. Mit der Diagnose könne er gut umgehen. "Ich weiß jetzt, womit ich es zu tun habe." Ihm machen verlangsamte Bewegung, Zittern und Muskelsteife im rechten Arm zu schaffen. Bei Professor Machner durchläuft er eine zweiwöchige Komplextherapie. Seine Medikamente werden genau auf sein Krankheitsbild eingestellt. Er bekommt Logopädie, Ergo- und Physiotherapie.

Bewegung ist ein wichtiger Baustein der Therapie

"Ich merke, dass ich schon flüssiger gehen kann, meine Handschrift besser geworden ist und ich weniger zittere", sagt Loewen. Die Klinik an der Ostsee hatte ihm ein Kumpel aus seiner Parkinson-Tischtennisgruppe empfohlen. Jeden Mittwoch trainieren Betroffene dort. Manche von ihnen leben mit der Krankheit schon seit 25 Jahren. "Das sind meine Vorbilder", erklärt Loewen. Außerdem tanzt er einmal in der Woche mit seiner Frau Neuro-Tango, eine Form der Bewegungstherapie speziell für neurologische Krankheiten.

Für Chefarzt Björn Machner ist Bewegung ein wichtiger Baustein der Therapie. Besonders Tanzen könne die Symptome der Parkinson-Krankheit lindern. "Der Patient tanzt gemeinsam mit einem Partner und muss sich komplexe Schritte merken. Bewegung hilft beim Denken und ist gut für die Psyche", sagt der Arzt.

Betroffenen rät Machner, sich nach der Diagnose nicht zurückzuziehen, sondern weiterhin Freunde zu treffen und möglichst lange zu arbeiten. Auch für Angehörige sei die Diagnose oft nicht leicht. Die Klinik bietet deshalb ein regelmäßiges Parkinson-Café zum Austausch an.

Ralf-Peter Loewen ist selbstständiger Schädlingsbekämpfer. Seine Arbeit teile er sich je nach Tagesform ein, erklärt er. Für September haben er und seine Frau die nächste Kreuzfahrt gebucht, im Winter soll es zum Skifahren gehen. "Ich finde wichtig, dass wir erst mal so weitermachen wie bisher. Die Krankheit darf nicht zu viel Raum einnehmen. Sonst wird man verrückt."

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