Der Mensch verliert nicht gern. Beim Fußball nicht, nicht bei der Arbeit und auch nicht gern beim Kartenspiel – es sei denn, ein kleines Kind sitzt mit am Tisch.

Unter diesen Umständen irritiert eine Aussage, die vor allem in Nordrhein-Westfalen immer wieder zu hören ist: »Was ist schlimmer als verlieren? Siegen!« Der billige Scherz über die Universitätsstadt im Westen Deutschlands, in der unter anderem Peter Paul Rubens geboren wurde, spielt mit der weitverbreiteten menschlichen Angst vor dem Scheitern.

Scheitern hat einen schlechten Ruf. Wer scheitert, hat sich nach allgemeiner Lesart entweder nicht genug bemüht, oder seine Möglichkeiten sind zu beschränkt.

Philosoph Bennett: Versagen und Scheitern erzeugt Freiheit

Trost spendet eine Theorie des britischen Mathematikers und Philosophen Jon G. Bennett. Erst durch die Möglichkeit des Versagens, des Scheiterns könne es echte Freiheit geben. Wenn alles vorbestimmt wäre, gäbe es keinerlei freie Willensentscheidung.

Wie frei unsere Willensentscheidungen wirklich sind, darüber lässt sich gut streiten. Dass unser Tun aber immer wieder mal zum Scheitern verurteilt ist, wissen wir aus eigener Erfahrung.

Sterne können scheitern

Doch bei diesem Scheitern sind wir in bester Gesellschaft: Mehrere Millionen gescheiterter Sterne soll es nach aktuellen Erkenntnissen einer europäischen Forschergruppe allein in unserer Milchstraße geben – eine wirklich galaktische Zahl. Diese gescheiterten Sterne, in der Astronomie Braune Zwerge genannt, sind zu klein, um das Feuer der Kernfusion in ihrem Inneren zu zünden. Auf besonders kühlen Exemplaren herrscht gerade einmal Zimmertemperatur.

Aus Erfahrung können wir Erdlinge all den Nicht-Sternen dort draußen in den Weiten des Universums einen Trost mit auf den Weg geben: Nur Scheitern ermöglicht einen Neuanfang: »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.«