Sechs Wochen noch, dann ist Rosenmontag. Der 3. März markiert diesmal den Höhepunkt des Karnevals, und besonders im Rheinland herrscht dann wieder der alljährliche Ausnahmezustand. Wer sich nur ein wenig mit den Karnevalstraditionen auskennt, der weiß, dass vor diesem ausgelassenen Treiben eine lange und durchaus ernste Vorbereitungszeit liegt.
Namentlich die spektakulären Rosenmontagszüge in den Karnevals-Hochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sind akribisch geplant. Und ganz besonders die Themen der großen Motivwagen, oft aufwendig gestaltete spöttische Kommentare zum Zeitgeschehen, werden mit dramaturgischer Raffinesse meist bis zur letzten Minute geheim gehalten.
Interreligiöser "Toleranz-Wagen"
Kein Geheimnis ist, dass besonders die evangelische Kirche dem ausgelassenen Treiben vor Beginn der Fastenzeit über Jahrhunderte ausgesprochen kritisch gegenüberstand. Die Verkrampfungen lösten sich erst in jüngerer Zeit. Seit 1997 beispielsweise findet in Köln eine protestantische Karnevalssitzung statt. Und 2017 beteiligte sich die Evangelische Kirche im Rheinland am Düsseldorfer Rosenmontagszug erstmals mit einem eigenen Motivwagen: Ein überdimensionales Luther-Porträt und das Motto "vergnügt, erlöst, befreit" warb dort unter den Jecken für das Reformationsjubiläumsjahr, das auch in einer Reihe anderer Rosenmontagszüge zum Thema gemacht wurde.
Eigentlich ist es nur konsequent, dass man in Düsseldorf nun einen Schritt weitergeht. In der vorigen Woche wurde bekannt gegeben, dass dort am 3. März zum ersten Mal ein gemeinsamer interreligiöser "Toleranz-Wagen!" durch die Straßen ziehen wird. Katholische, evangelische, jüdische und muslimische Gemeinden haben sich zusammengetan, um unter dem – absichtlich mehrdeutigen – Motto ein Zeichen zu setzen, dass Menschen verschiedener Religionen "zusammen Karneval feiern und gemeinsam Spaß haben können", wie ein Sprecher sagte.
Respekt statt Effekthascherei
Man könnte es sich leicht machen und diese Aktion als publikumswirksame Effekthascherei abtun. Doch gerade in Zeiten, in denen auch in Deutschland die Religionszugehörigkeit immer mehr zum Anlass für Anfeindungen wird und die Hemmschwelle zu tätlichen Angriffen sinkt, sind solche Signale richtig und wichtig. Es geht nicht um das viel geschmähte und missverstandene "Multikulti", sondern um den eigentlich selbstverständlichen Respekt, der eine Gesellschaft zusammenhält.
Hut ab also vor den Düsseldorfer Karnevalisten. Denn die wissen schon lange: "Jeck sind wir alle, aber jeder Jeck ist anders."