Es war nicht so geplant. In meiner Vorstellung hätte ich nach einem erfolgreichen Tag als Praktikantin beim Sonntagsblatt in München den Sonnenschein im Englischen Garten genossen und wäre an schlechten Tagen durch die Münchner Museen geschlendert. Wegen Corona lief mein sechswöchiges Praktikum aber anders – doch nicht unbedingt schlechter.
Verunsicherung ist das vorherrschende Gefühl, das sich Anfang März in den Köpfen breit macht.
Als sich Covid-19-Fälle in Europa mehren und das neue Virus plötzlich nicht mehr nur in Asien beheimatet ist, treffen die Vorsichtsmaßnahmen auch unsere Redaktion. Dass Kolleginnen, die kurz zuvor in Tirol Skifahren gewesen waren, besser für zwei Wochen im Homeoffice arbeiten sollen, scheint Anfang März den meisten Mitarbeitenden noch als übertrieben.
Kurz darauf werden die Schulen wegen der Infektionsgefahr geschlossen. Spätestens jetzt ist klar: Auch für die übrigen Mitarbeitenden im Büro wird die schnelle Verbreitung des Coronavirus den Arbeitsalltag grundlegend verändern. Chefredakteurin Rieke C. Harmsen erklärt, dass ich besser zu meiner Familie fahren und von dort am Laptop arbeiten soll. Etwas mulmig ist mir zumute, als ich die Münchner Wohnung, in der ich bisher zur Zwischenmiete gewohnt habe, noch am selben Nachmittag verlasse.
Was sich schwer in meinem Kopf vereinbaren lässt, sind einerseits die Homeoffice-Maßnahme und andererseits die Menschenmenge, die sich nach wie vor in den Münchner Cafés tummelt. Verrückte Zeiten. Ich bin froh, als ich am Abend bei meiner Familie in Würzburg ankomme. Ich werde begrüßt wie die verlorene Tochter, obwohl ich erst tags zuvor nach München gefahren war.
Praktikum in Zeiten von Corona
Die ersten Tage Homeoffice sind intensiv und arbeitsreich. Es dauert seine Zeit, bis ich mich mit den neuen Tools zurechtgefunden habe. Ununterbrochen strömen Nachrichten auf uns ein, und als Redaktion bemühen wir uns, den Leserinnen und Lesern aktuelle Informationen zu liefern. Die Heimarbeit funktioniert überraschend reibungslos! Durch das morgendliche Update in der Videokonferenz bin ich so gut über neue Projekte informiert wie nie.
Tipps: Wie läuft ein erfolgreiches Praktikum zu Hause?
Als die Anregung für diesen Artikel kommt, werde ich gebeten, anderen Praktikanten (oder denen, die es während der Corona-Krise werden wollen) ein paar Tipps an die Hand zu geben: Wie funktioniert ein erfolgreiches Praktikum im Homeoffice? Die Antwort ist vermutlich sehr einfach: Es kommt ganz auf das Team an. Eine Freundin, die zeitgleich ein Praktikum in einem Unternehmen macht, wird selbst zu Hause von ihrem kontrollierenden Chef tyrannisiert. Stattdessen steht bei uns neben Konferenzen mal ein kurzer Kaffeeklatsch vor der Kamera an.
Fragen kostet nichts
Selbst in Zeiten von Corona lohnt sich ein Praktikum. In vielen Organisationen und Unternehmen ist ein Homeoffice-Praktikum durchaus denkbar – und vielleicht gerade jetzt besonders sinnvoll. Denn viele Unternehmen sind gerade jetzt dankbar für helfende Hände.
Schnelle Absprachen sind wichtig, um nicht den Anschluss zu den entfernten Kollegen zu verlieren. Dafür bieten sich spezielle Chats statt langer E-Mails an. Solange es nicht um vertrauliche Inhalte geht, können Messenger zum raschen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen dienen. Meiner Erfahrung nach funktioniert die Kommunikation online sogar oft effektiver als im Büro.
Abschalten trotz Homeoffice ist wichtig
Die wahre Kunst des Homeoffice besteht für mich aber darin, irgendwann auch abzuschalten. Den Laptop und den Kopf. Obwohl man abends noch mal kurz Mails checken könnte, sind feste Arbeits- und Entspannungsphasen wichtig.
Auch auf die Distanz habe ich mein Praktikum als gewinnbringend empfunden. Angesichts dessen, dass die Alltagseinschränkungen noch auf ungewisse Zeit verlängert werden könnten, kann ich nur empfehlen, sich in diesen ungewöhnlichen Zeiten nicht von ungewöhnlichen Praktikumsarten abschrecken zu lassen.