Hektar Nektar hat als Start-Up begonnen. Wie entstand die Idee?

Martin: Wir wollten nach unserem ersten Projekt kununu etwas Neues machen und uns war wichtig, dass es sinnvoll ist und einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Im Rahmen eines Mentoring-Programms ist dann ein Imker auf uns zugekommen, der die Anzahl seiner Bienenvölker von 40 auf 4.000 aufstocken wollte. Mit der herkömmlichen Methode – also man kauft ein Bienenvolk beim nächstgelegenen Imker – schien dieses Ziel nicht erreichbar.

Wir haben also unser digitales Know-how auf die analoge Welt der Imkerei übertragen und dabei geholfen, die besagte Imkerei zu vergrößern und die Idee zu Hektar Nektar war geboren.

Die Imkerei war eine bis dahin völlig unterdigitalisierte Branche. Doch mittlerweile gibt es immer mehr junge Menschen, die das Imkern als spannendes Hobby für sich entdecken.

Auf Ihrer Webseite ist "Projekt 2028" als die größte digitale Initiative zum Schutz von Bienen angekündigt. Was steckt dahinter?

Mark: Hektar Nektar ist die größte digitale Bienenschutzinitiative für Österreich und Deutschland. Auf hektarnektar.com gibt es zum einen den weltweit ersten digitalen Marktplatz für Bienenhandel, den wir 2017 gegründet haben. Zum anderen haben wir "PROJEKT 2028" ins Leben gerufen. Dabei haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Bienenpopulation in Österreich und Deutschland um zehn Prozent zu steigern – innerhalb von zehn Jahren.

Wie funktioniert Hektar Nektar konkret bzw. wie kann man sich einbringen?

Martin: Wir verfolgen einen holistischen Ansatz und verknüpfen engagierte Unternehmen, Imker*innen und Privatpersonen. Konkret funktioniert das so, dass Unternehmen auf ihrem Firmengelände mindestens fünf Bienenstöcke aufstellen, die von einem "PROJEKT 2028"-Imker oder einer "PROJEKT 2028"-Imkerin betreut werden. Wer keinen geeigneten Platz auf dem Unternehmensgelände hat, kann seine Bienen auch direkt bei einem Imker aufstellen und vor Ort betreuen lassen.

Das Unternehmen sorgt mit den fünf Bienenstöcke für mindestens 250.000 Bienen mehr. Unsere erfahrene PROJEKT-Imker*innen hegen, pflegen und vermehren die Bienen, und so werden aus fünf Völkern zehn, aus zehn zwanzig usw. Um unsere Partner*innen in ihrer Nachhaltigkeitskommunikation zu unterstützen, haben wir ein eigenes Content Portal entwickelt, mit dem die gesamte interne wie externe Kommunikation im Zusammenhang mit Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit bewerkstelligt werden kann, das Unternehmen selbst hat kaum mehr Aufwand dafür.

Zudem erhält das Unternehmen auch den eigenen Honig, den es etwa als nachhaltiges Give-Away an Mitarbeiter*innen oder Kund*innen vergeben kann. Privatpersonen können ebenfalls im Bienenschutz aktiv werden, indem sie eine Bienenpatenschaft übernehmen. Sobald 50.000 adoptiere Bienen zusammengekommen ist, statten wir eine*n Imker*in mit einem Bienenvolk aus und sorgen damit für die Steigerung der Bienenpopulation. Außerdem kümmern wir uns natürlich auch um die Wildbienen. Wir unterstützen mit einem Teil des Erlöses ausgewählten Wildbienenprojekte.

Die Bienenpatenschaft ist übrigens vor allem als Geschenk beliebt. Gerade jetzt zum Valentinstag wollen viele etwas nachhaltigeres als Schnittblumen schenken und Bienchen sind mindestens so süß wie Pralinen. Außerdem gibt’s ab einem Beitrag von 30 Euro regionalen Honig obendrauf – dazu zum Patenschafts-Zertifikat.

Partnerunternehmen sind unter anderem auch Automobilhersteller und auch ein Bekleidungsgeschäft. Diese beiden Industriezweige sind ja nicht unbedingt die umweltfreundlichsten. Wie passt das zusammen?

Mark: Ja, das stimmt natürlich. Weder Automobilhersteller noch die Textilindustrie sind sonderlich umweltfreundlich. Allerdings wollen wir uns klar von Greenwashing distanzieren. Durch das Aufstellen von Bienenstöcken wird ein Unternehmen nicht umweltfreundlicher, genauso wenig wie durch den Kauf von CO2-Zertifikaten. Allerdings signalisiert das Unternehmen mit solchen Maßnahmen, dass ihm die Umwelt grundsätzlich am Herzen liegt und auch bereit ist, etwas für unsere Zukunft zu tun.

Bei der Auswahl unserer Partner*innen legen wir großen Wert darauf, dass das Unternehmen nicht unmittelbar bienenschädlich agiert, so würden wir etwa Monsanto als Partner ablehnen. Zudem schauen wir natürlich auf die Gesamt-DNA eines Unternehmens. Da müssen die Werte schon mit unseren übereinstimmen. Grundsätzlich muss man sagen: Wir haben eine Mission und die erreichen wir natürlich nur, wenn wir zugkräftige Partner*innen als Multiplikator*innen haben.

Was sind die Pläne für Hektar Nektar für 2021?

Mark: Wir haben in den zwei Jahren, seit wir "PROJEKT 2028" gestartet haben, schon für 26 Millionen Bienen mehr gesorgt. Diese Zahl wollen wir 2021 auf jeden Fall mindestens verdoppeln. Dafür brauchen wir einerseits natürlich weiterhin die Unterstützung aus der Wirtschaft, andererseits aber auch viele, viele Privatpersonen, die ein paar Bienchen adoptieren und als Pat*innen fungieren wollen.