Der Psychologe und Bestsellerautor Wolfgang Schmidbauer empfiehlt, sich frühzeitig auf das Altern vorzubereiten. "Ich empfehle, sich schon mit 50 darüber Gedanken zu machen, wie das Leben mit 70 aussehen soll. Mit 65 ist es bereits spät", sagte der 80-Jährige Psychoanalytiker, der in München und Dießen am Ammersee arbeitet, dem "Zeit-Magazin".
Schmidbauer sieht einen zu frühen Renteneintritt skeptisch: "Ich warne meine Patienten immer, wenn sie sagen, sie möchten in ihrer Rente etwas ganz anderes machen. Denn das, was man gut kann und wofür man geschätzt wird, ist ja das, was man bislang getan hat." Wenn das von einem Tag auf den anderen weg sei, "fällt man schnell in eine Depression".
In vielen Berufen gebe es die Möglichkeit, noch ein bisschen weiter dabeizubleiben oder etwas Ehrenamtliches zu tun, fügte Schmidbauer hinzu. Viele Menschen unterschätzten die Zäsur, die das Rentnerleben bedeute. "Heute fallen Menschen in ihren Sechzigern aus ihrem Beruf heraus und sollen sich dann neu erfinden. Das gelingt vielen nicht", sagte Schmidbauer.
Der 1941 geborene Schmidbauer hat neben Sachbüchern auch Erzählungen, Romane und Berichte über Kindheits- und Jugenderlebnisse veröffentlicht. Er ist Kolumnist und schreibt regelmäßig für Fach- und Publikumszeitschriften. Schmidbauer ist Mitbegründer der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und der Gesellschaft für analytische Gruppendynamik.