Im Mai soll das 49-Euro-Ticket eingeführt werden. Der Bundestag will in der kommenden Woche über den Anteil des Bundes zur Finanzierung entscheiden. Ein verbilligtes Sozialticket wird es nicht geben. Nun gehen die Länder unterschiedliche Wege, um vergünstigte Angebote zu machen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei den Verkehrsministerien aller Bundesländer ergab. Einige Bundesländer wollen das 49-Euro-Ticket für junge Leute günstiger machen, andere bieten landesweit gültige Sozialtickets an, und ein Teil belässt es bei den Ermäßigungen, die Kommunen oder Verkehrsverbünde ohnehin für bestimmte Gruppen vorsehen.

Bayern will günstigere Tickets

Die bayerische Staatsregierung lässt offen, ob sie zum Start des 49-Euro-Tickets ab Mai auch ein bundesweit einheitliches ermäßigtes Sozialticket unterstützt. Eine konkrete Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) danach ließ das zuständige Verkehrsministerium unbeantwortet. Eine Sprecherin teilte lediglich mit, dass Bayern "eine vergünstigte Version des Deutschlandtickets für Bayerns Studierende und Auszubildende für 29 Euro" anbieten will. Sozialverbände fordern aber ein bundeseinheitliches Sozialticket, um auch einkommensschwache Bevölkerungsschichten in die "neue Bewegungsfreiheit" einzuschließen.

Die Ministeriumssprecherin teilte weiterhin mit, das sogenannte Ermäßigungs-Ticket soll für Studierende zum Wintersemester 2023/24 und für Auszubildende zum 1. September 2023 erfolgen: "Die Vorbereitungen liegen voll im Plan." Bevor der Freistaat dieses neue Ermäßigungs-Ticket einführen kann, müsse aber "zunächst das bundesweite Deutschlandticket eingeführt sein". Seit mehreren Jahren schon gebe es außerdem verbundweit gültige 365-Euro-Tickets für Schüler und Auszubildende in den Verkehrsräumen rund um München, Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt. Weitere solche Angebote sollen dieses Jahr folgen.

"Das 365-Euro-Ticket ist ein wichtiges Angebot zur frühzeitigen Bindung junger Menschen an den ÖPNV", sagte die Sprecherin. Darüber hinaus böten zahlreiche Kommunen und Verkehrsverbünde in Bayern weitere Ermäßigungs-Tickets an, beispielsweise für Senioren oder sozial Schwache. Bereits existierende, günstigere Tickets könnten im jeweiligen Verbund bestehen bleiben.

Bundesländer handhaben Tickets unterschiedlich

In Bayern und im Saarland soll das Deutschlandticket für junge Leute 29 Euro bzw. 30,40 Euro kosten. Thüringen will es jungen Menschen mit Ausbildungs- und Wohnort im Freistaat für 28 Euro anbieten, hat aber noch keinen Beschluss gefasst. Die Kosten für Vergünstigungen beim 49-Euro-Ticket müssen die Länder allein tragen. Auch in Rheinland-Pfalz prüft die Landesregierung derzeit, ob sie verbilligte Versionen des Deutschlandtickets anbieten kann. Sachsen lehnt solche Vorhaben ab. Eine Finanzierung allein aus dem Landeshaushalt sei nicht möglich. Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich ein vergünstigtes Deutschlandticket für Senioren.

49-Euro-Ticket für Regionalverkehr

Bund und Länder finanzieren das bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültige 49-Euro-Ticket zunächst bis 2025 gemeinsam. Der Bund stellt jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Einnahmeausfälle bei den Verkehrsanbietern zur Hälfte auszugleichen. Bund und Länder hatten sich bei ihren Verhandlungen darauf verständigt, nicht zusätzlich auch ein verbilligtes Sozialticket einzuführen, wie es von Hessen, Bremen, Berlin, dem Saarland und Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg befürwortet worden war.

Sozialverbände fordern indes weiterhin ein Sozialticket. Sie argumentieren, die neue Bewegungsfreiheit müsse es auch für Menschen geben, die sich ein 49-Euro-Ticket nicht leisten können, zumal dies nur der Einführungspreis sei. Das deshalb auch Deutschlandticket genannte Angebot soll am 1. Mai eingeführt werden. Neben dem Bundestag muss auch der Bundesrat zustimmen.

Günstige Tickets für Schülerinnen und Schüler

Unterdessen wollen mehrere Bundesländer landesweit gültige verbilligte Tickets einführen. Niedersachsen will ein 29-Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende anbieten. In Hessen soll es ab 1. Mai ein Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld und Sozialhilfe für 31 Euro geben. Im Berliner Stadtgebiet gibt es bis Mai noch ein 9-Euro-Sozialticket. Mit dem Land Brandenburg werde darüber gesprochen, ob es im gemeinsamen Verkehrsverbund flankierende Angebote zum Deutschlandticket geben soll.

In Thüringen wird Auszubildenden bereits heute ein fast landesweit gültiges Ticket angeboten, das Saarland hat ein landesweit gültiges FairTicket für 39 Euro, Sachsen bietet vergünstigte Tickets für Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und Schüler an. Sachsen-Anhalt und mehrere andere Länder hingegen haben keine landesweit gültigen Regelungen.

Ermäßigte Tickets und Abonnements, die Kommunen und Verkehrsverbünde für ärmere Bevölkerungsschichten, junge Leute oder Senioren in allen Bundesländern anbieten, bleiben bestehen, so etwa in den 19 verschiedenen Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg. In Berlin haben 60 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf vergünstigte bis kostenlose Fahrkarten. Hamburg rabattiert Monatskarten mit einem Sozialrabatt von gegenwärtig 24,80 Euro, die künftige Höhe ist noch nicht beschlossen. In Bremen gibt es ein Stadtticket für 25 Euro für Bürgergeld-Empfänger. In Bayern gibt es 365-Euro-Jahrestickets für Schüler und Auszubildende in den Verkehrsräumen um München, Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt.

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