Katholiken und Protestanten hatten zu diesem besonderen Corona-Weihnachten erstmals sogar gemeinsame ökumenische Gottesdienste geplant - nun offenbart sich ein großer Dissens zwischen den Kirchen.

Während die evangelische Landeskirche zwar durchaus bedauert, dass die Ausgangssperre ab 21 Uhr auch Kirchgänger an Heiligabend betrifft und Christmetten später am Abend nicht möglich sind, so trägt sie die Maßnahmen der Staatsregierung dennoch mit. Anders die katholischen Bischöfe: Sie fordern Ausnahmeregelungen für Gottesdienstbesucher.

Ausgangssperre an Weihnachten

Die zwei katholischen Erzbischöfe und fünf Bischöfe in Bayern hatten sich am Dienstag mit einer gemeinsamen Stellungnahme zu Wort gemeldet und fordern von der Staatsregierung für die Christmetten an Heiligabend eine Ausnahmegenehmigung von der Ausgangssperre ab 21 Uhr.

In dem Statement heißt es, den Bischöfen sei der Ernst der Lage voll bewusst. Bei den Gesprächen von Staatsregierung und Kirchen am Montagnachmittag hatten die katholischen Vertreter nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Maßnahmen aber noch mitgetragen.

Katholische Bischöfe fordern Ausnahme

Nach einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen zeigten sich die katholischen Bischöfe darin einig, dass sie an Heiligabend so viele Gottesdienste wie möglich gefeiert werden sollen. Deshalb solle "diese schmerzhafte Entscheidung der Ausgangssperre an Heiligabend eine einzige Ausnahme erfahren". Man habe die Zahl der Gottesdienste an Heiligabend erweitert, um den Besucherandrang zu entzerren und dadurch das Infektionsrisiko deutlich zu senken. Die Christmette sei ursprünglich eine Mitternachtsmesse, die vielerorts spätabends gegen 22 oder 22.30 Uhr beginnt.

Evangelische Landeskirche akzeptiert "schmerzlichen Eingriff"

Die bayerische Landeskirche hingegen bezeichnete die Absage der Christmetten nach Beginn der Ausgangssperre um 21 Uhr an Heiligabend "als Teil einer großen Kraftanstrengung" gegen die Corona-Pandemie. Dass die Christmetten an Heiligabend dieses Jahr nicht wie üblich auch zu später Stunde stattfinden können, sei ein "schmerzlicher Eingriff", teilte der Landeskirchenrat am Dienstag mit. Es müssten aber nun "alle zusammenhelfen", um mit "wirksamen Mitteln" verantwortlich auf die Herausforderungen der Pandemie zu reagieren, heißt es in der Erklärung.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm betonte, die Botschaft des Weihnachtsfestes werde auch in diesem Jahr unter Pandemie-Bedingungen "den Weg in unsere Herzen finden". Seit Wochen schon werde liebevoll daran gearbeitet, ob nun im Internet, im Fernsehen, zu Hause oder in Kirchen. Zu den weiterhin möglichen Präsenzgottesdiensten sagte der bayerische Landesbischof: Diese seien zu verantworten "im Rahmen der staatlichen Vorgaben und mit einem erprobten Hygiene- und Schutzkonzept, das auch Anmeldungen am Heiligen Abend mit einschließt".

Keine Sonderregelung für Kirchen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Dienstag in einer Landtagsdebatte, zu der auch an Weihnachten geltenden Ausgangssperre werde es "keine Sonderregelungen für Familien und Kirchen" geben. Das bedeutet: Zwischen 21 und 5 Uhr darf auch niemand aus dem Gottesdienst zurückkehren. Auch für die Kirchen sei es nicht leicht, Gottesdienste mit Maske, Abstand und mancherorts einer Anmeldung zu organisieren, sagte Söder. Er dankte Landesbischof Bedford-Strohm, dass er bereits Verständnis sowie die Bereitschaft mitzumachen signalisiert habe

Die evangelischen Regionalbischöfe in Bayern wandten sich noch mit einer eigenen Botschaft an die Dekanate und Gemeinden in ihren Kirchenkreisen.

"Natürlich schmerzt es uns",

wenn durch die Ausgangssperre die Christmetten früher am Abend gefeiert oder auch abgesagt werden müssten, heißt es darin: "Aber das gehört für uns zu den Konsequenzen des Abwägens." Es schmerze auch, dass "manche der wirklich großartigen Ideen der letzten Wochen sich jetzt nicht mehr umsetzen lassen". Aber deshalb verstumme man nicht, heißt es in dem Schreiben der Regionalbischöfe.

Noch keine Absagen im Bistum Regensburg

Aus dem Bistum Regensburg kamen noch viel deutlichere Worte als im gemeinsamen Schreiben der sieben katholischen bayerischen Bischöfe. In einer Mitteilung heißt es, der Beschluss des Kabinetts habe zu großem Unmut bei den Katholiken geführt. Das Bistum verweist auf den Brief an Söder und die nachdrückliche Forderung, auch heuer zu den üblichen Zeiten Christmetten feiern zu dürfen. "Nun hoffen wir auf ein Einlenken des Ministerpräsidenten", heißt es in der Pressemitteilung: "Bevor diese Dinge nicht geklärt sind, wird auch in den Pfarreien nichts abgesagt oder geändert werden."

Das bayerische Kabinett hatte am Montag bekanntgegeben, dass die Ausgangssperre ab 21 Uhr auch für Kirchgänger gilt. Daher sollten die Gottesdienste an Heiligabend so geplant werden, dass die Menschen um 21 Uhr auch schon wieder zu Hause sind. Die verschärften Lockdown-Regeln sollen an diesem Mittwoch (16. Dezember) in Kraft treten.