Julia Birk fährt schon zum achten Mal mit. 2011 nahm sie als Konfirmandin am Augsburger Konfi-Camp teil. »Seitdem war ich jedes Jahr dabei«, erzählt die 19-Jährige – erst als Helferin für ihre Kirchengemeinde, dann für das Evangelische Jugendwerk, das das Camp organisiert. Es sei schließlich nicht wie wegfahren, sagt Birk: »Im Gegenteil: Man fährt dorthin und fühlt sich wie daheim. Das ist ein ganz besonderes Gefühl.«

Dieses Gefühl wird die Lehramtsstudentin auch in diesem Sommer wieder haben – zusammen mit etwa 250 haupt- und ehrenamtlichen Helfern und 550 Konfirmanden, die den August auf einem Campingplatz an der italienischen Adriaküste verbringen werden. Bereits 20 Jahre gibt es das Augsburger Konfi-Camp. Es ist das älteste in Bayern. Im Sommer 1998 reisten erstmals rund 200 Konfirmanden aus dem Dekanat Augsburg nach Italien, um in einer sonnigen Zeltstadt am Meer einen Teil ihres Konfirmandenunterrichts zu absolvieren.

"Glaube wird im Konfi-Camp erlebbar"

»Das war eine total neue Erfahrung, ein Abenteuer«, sagt Fritz Graßmann. Der heutige theologische Vorstand des Diakonischen Werks Augsburg fuhr damals als Jugend- und Gemeindepfarrer mit aufs Camp. Eine regelrechte »Befreiung« sei es gewesen, mit den Konfirmanden nicht mehr den üblichen Frontalunterricht zu machen. Im Konfi-Camp könne man stattdessen christliche Themen wie Gemeinschaft, Werte oder Respekt Tag für Tag anschaulich machen. »Glaube wird im Camp wirklich erlebbar«, meint Graßmann.

Diese Erfahrung haben im Laufe der Jahre immer mehr Kirchengemeinden gemacht. Etliche Dekanate und Gemeinden in Bayern veranstalten mittlerweile Konfi-Camps: an Seen, in den Bergen oder – so wie die Augsburger – am Meer. Auf das erste Camp vor 20 Jahren schickten in Augsburg noch sechs Gemeinden aus dem Dekanat ihre Konfirmanden. In diesem Jahr sind es 24. Drei Gruppen fahren dabei hintereinander für jeweils elf Tage an die Adria, um sich dort mit Glaubensthemen wie Gott, Gebet, Jesus, Taufe oder Abendmahl auseinanderzusetzen.

Prägende Erfahrung für die Konfirmanden

Was sie dabei lernen, setzen sie oft gleich im Camp um. »Es geht darum, den Glauben im Alltag zu erkunden«, sagt Andreas Brückner, Diakon und Geschäftsführer des Augsburger Jugendwerks: »Wie geht man respektvoll miteinander um, wenn es Konflikte gibt? Was bedeutet Gemeinschaft? Was trägt uns im Leben?« Für die Jugendlichen ist das Zeltlager dabei manchmal durchaus eine Herausforderung. »Für viele von ihnen ist das Konfi-Camp das erste Mal, dass sie ohne Eltern in Urlaub fahren«, sagt Helfer Florian Freißler, der mit seinen 25 Jahren bereits auf 13 Campjahre zurückblickt. Etliche Teilnehmer hätten vorher noch nie gezeltet, manche müssten sich im Camp erst Freunde suchen, meint Freißler. Am Ende aber, nach elf Tagen, entstehe stets »eine grandiose Gemeinschaft«.

So ist das Camp für viele der Jugendlichen eine prägende Erfahrung – gerade im Hinblick auf Glaube und Kirche. Tatsächlich zeigten Studien, dass Konfi-Camps, die mindestens eine Woche dauerten, »die Zustimmungswerte der Jugendlichen zu Fragen des Glaubens wie zur Kirchenbindung erhöhen«, sagt Pfarrer Herbert Kolb, der beim Religionspädagogischen Zentrum der bayerischen evangelischen Landeskirche in Heilsbronn für die Konfirmationsarbeit zuständig ist. Auch in Augsburg hat man diese Erfahrung gemacht. Die ehrenamtliche Bindung an Kirche sei bei jungen Leuten im Dekanat deutlich hörer als anderswo, meint Fritz Graßmann. Und: »Das Konfi-Camp hat enorm viele junge Theologen hervorgebracht.« Auch Julia Birk und Florian Freißler sind sich einig: Ohne das Camp hätten sie sich nach der Konfi-Zeit kaum weiter in der Kirche engagiert.

Das Konfi-Camp soll inhaltlich weiterentwickelt werden

Damit das so bleibt, arbeiten die Organisatoren derzeit daran, das Camp inhaltlich weiterzuentwickeln. »Nach 20 Jahren muss man sich fragen: Entspricht das, was wir machen, noch der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen?«, sagt Jugendwerks-Chef Brückner. Auch über die Finanzierung des Camps denke man nach: So gehe die Zahl der Konfirmanden eher zurück, die Kosten für das Zeltlager aber nicht. Trotz möglicher Änderungen aber werde eines auf dem Konfi-Camp sicher gleich bleiben, glaubt Julia Birk, »die Lebensfreude, die man dort täglich spürt«.