Yosef ist 31 und war Muslim. Wie viele seiner Mitstreiter kommt er aus dem Iran und ist als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Das, was für ihn die schwere Zeit und das Leben in einer Flüchtlingsunterkunft erträglicher macht, ist der Glaube an Jesus Christus, den er in der Bayreuther Friedenskirche kennengelernt hat. Gemeinsam mit vielen anderen jungen Iranern nahm er dort an einem Vorbereitungskurs teil und wurde schließlich vor gut eineinhalb Jahren von Regionalbischöfin Dorothea Greiner getauft. "Ich habe hier persönliche Erfahrungen mit Jesus Christus gemacht und habe ihn im Herzen gespürt", sagt Yosef, der heute selbst mit zum Lehrer-Team gehört, "ich habe meinen Weg in der Kirche gefunden und möchte gerne Pfarrer werden."

Viele Iraner und Kurden, die derzeit den Taufkurs des Pfarrer-Ehepaars Andrea und Hans-Dietrich Nehring besuchen, waren bereits Christen und hatten ihre ersten Schritte im Glauben in kleinen Hauskirchen gewagt, doch eine Taufe ist in ihrem Heimatland undenkbar. Alleine das Lesen in einer Bibel birgt die Gefahr, verfolgt, verhaftet oder gar getötet zu werden. Die überwiegend jungen Teilnehmer am Taufkurs sind jedenfalls Feuer und Flamme und verschlingen die biblischen Texte und Inhalte nahezu – sie wollen ja schließlich verstehen, was Christsein und die Botschaft Jesu Christi bedeuten und was sie zum Teil schon in ihrer iranischen Hauskirche gehört haben.

In zwölf Einheiten zur Taufe

Der Taufkurs ähnelt einem Konfirmandenunterricht und ist in zwölf Einheiten gegliedert und stark bibelorientiert. Damit der Unterricht im Fall der Verlegung der Flüchtlinge auch an einem anderen Ort fortgesetzt werden kann, werden die einzelnen Module in einem Taufpass dokumentiert. Und dank eines engagierten Lehrer-Teams aus bereits getauften Iranern ist auch die Verständigung im Kurs meist kein Problem.

Pfarrer Hans-Dietrich Nehring erinnert sich noch gut, wie alles begann: "Eines Sonntags kamen iranische Flüchtlinge zu mir in den Gottesdienst, die sagten, sie seien Christen", erzählt Nehring, "spontan haben wir sie dann in unser Wohnzimmer eingeladen und uns lange unterhalten. Einer sagte schließlich, er wolle getauft werden, und dann wurden es immer mehr." Für die Vorbereitung auf den Taufkurs hat sich der Pfarrer intensiv mit dem Islam auseinandergesetzt und damit, wie man im Iran Christ werden kann.

Gemeinsames Bekenntnis zum christlichen Glauben

In der Zwischenzeit ist eine Gemeinschaft aus Täuflingen und bereits Getauften entstanden, in der einer für den anderen einsteht und in der etwas spürbar wird von Liebe und Vergebung und vom gemeinsamen Bekenntnis zum christlichen Glauben. Da ist zum Beispiel Farhad, der vor eineinhalb Jahren in der Friedenskirche getauft wurde und nun wie Yosef begeistert mitarbeitet. Bereits im Iran war er durch einen armenischen Freund, mit dem er oft zusammen Fußball gespielt hatte, mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen. "Es war sehr interessant für mich, als ich in der Wohnung meines Freundes ein Kreuz gesehen habe und von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, gehört habe", sagt Farhad, "durch die Taufe hat sich mein Leben dann grundlegend verändert."

Ein anderer Teilnehmer, Matthias, ist Kurde und kommt aus dem Irak. Durch seine Eltern wurde er gezwungen, als Muslim zu leben, obwohl er das selbst nicht wollte. Doch sich einer anderen Religion zuzuwenden kam für ihn nicht infrage, zu groß war seine Angst. Nach seiner Flucht nach Deutschland fand er zunächst in einer christlichen Gemeinde in Nürnberg eine Anlaufstelle und entschied sich, Christ zu werden. Dann wurde er jedoch nach Bayreuth transferiert und bekam durch Yosef und Farhad Kontakt zur Friedenskirche und dem Pfarrer-Ehepaar Nehring. "Yosef und Farhad haben einfach so glücklich ausgesehen", erzählt Matthias, "und ich bin auch den beiden Pfarrern so dankbar, dass sie mir so geholfen haben und dass ich mich taufen lassen konnte."

Missionarische Kontakte per WhatsApp

Was die Teilnehmer des Taufkurses noch so zu berichten wissen, klingt unwirklich und ist doch bittere Wahrheit: Die Menschen im Iran seien müde von ihrer Religion, es gebe zu viele Gesetze, und die Angst vor dem fernen und "bösen" Gott sei groß. Viele sind offen für die gute Nachricht von Jesus Christus und wenden sich dem christlichen Glauben zu. Einer der Teilnehmer hält sogar missionarische Kontakte per WhatsApp aufrecht.

Der Asylstatus der meisten Flüchtlinge ist nach wie vor ungewiss, und dennoch haben sie Freude am Taufunterricht und der Gemeinschaft mit den anderen und sind dankbar für die liebevolle Annahme, die sie durch das Bayreuther Pfarrer-Ehepaar erfahren. Das Wichtigste aber für sie alle ist die Botschaft von Jesus Christus, seiner Vergebung und seiner Liebe zu den Menschen.