Über ein Jahr gab es keine weiteren Baumaßnahmen an der Kapelle am Knappenberg. Der Innenraum blieb ein Provisorium, ein Experimentierfeld. Er wurde belassen, wie er sich nach der Fertigstellung des Holzbaus Ende 2017 gezeigt hatte – naturbelassen und leer.
In den kommenden Wochen wollen nun die Evangelische Jugend und die Dekanatsjugendreferenten sowohl mit dem Landesjugendpfarrer als auch mit dem Kunstbeauftragten der Landeskirche reden. Eine Lösung, wie die Kapelle künftig auszusehen habe, soll gefunden werden.
Jugendliche aus dem Dekanat Sulzbach-Rosenberg hatten aus eigener Initiative beim Jugendhaus auf dem Knappenberg einen spirituellen Raum geschaffen. "Jugend baut Kirche" hieß das Projekt, das als vorbildlich galt. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm half einen Tag auf der Baustelle mit und weihte die Kapelle im November 2017 ein. Genutzt wurde sie seither von vielen jungen Menschen, Pfarrern, Lehrkräften, Jugendleitern und Kindern.
Raum zur Andacht, Stille und Gemeinschaft
Nun steht die Frage an, was diesen Ort zu einem spirituellen Raum macht, sagte Dekanatsjugendreferent Tim Saborowski. "Ist es eine Kapelle, wenn kein Kreuz und Altar im Raum sind?" Andererseits würden auch immer wieder Gruppen, die anderen Religionen angehören oder konfessionslos sind, den Raum nutzen.
Jugenddiakon Jürgen Weich hatte deshalb eine Umfrage unter den Nutzern gestartet, mit dem Ergebnis, dass die einhellige Meinung gewesen sei, dass der Raum "wunderbar ist zur Andacht, Stille und Gemeinschaft". Auch ohne Worte schaffe der Raum eine Stimmung, die nicht vergleichbar sei mit dem Jugendhaus von nebenan, sagte er. Die Rückmeldungen insgesamt seien wenig theologisch gewesen. "Es braucht nichts weiter, um den Raum in eine Kirche oder Kapelle zu verwandeln", habe es geheißen. Trotzdem gehe er davon aus, dass das Thema Altar und Kreuz eine Rolle in den Gesprächen spielen werden
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage sei gewesen, dass allen voran die Jugendlichen "eine deutlich religiöse Marke" hinterlassen wollten, wo Kreuz und Altar fest installiert seien. "Etwas, was den Raum gestalterisch und geistlich prägt", so Weich. Die eher praktischen Anregungen seien von Pfarrern gekommen, dass es Lesepult und Altar geben müsse, um die Bibel ablegen und den Abendmahlkelch abstellen zu können. "Das fand ich sehr überraschend", sagte Weich. Auch um praktische Dinge sei es gegangen, wie zum Beispiel ein Schuhregal. Bislang türmten sich die Stiefel im Eingangsbereich.
Besondere Stimmung, die man in einem Kirchenraum nicht erlebe
Als sich vor ein paar Tagen dort Pfarrer zum Gebet versammelten, hätten sie die Sitzkissen und Hocker genommen und sich im Kreis versammelt. Dabei sei "eine ganz besondere heilige Stimmung" entstanden, die man sonst in einem Kirchenraum nicht erlebe, sagte Weich.
Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche werde vor allem aus seinen Erfahrungen berichten. Fritsche war ab 2009 als Pfarrer maßgeblich am Aufbau und der Entwicklung der Nürnberger Jugendkirche LUX beteiligt. Zum ersten Mal war es dort Jugendlichen in Bayern möglich, einen Kirchenraum für sich zu gestalten. Vieles sei damals ausgeräumt und viel Technik eingebaut worden. Dort blieb der wuchtige Altar, der sich in der Kirche befand, so hätten das die Jugendlichen gewollt.
All diese Elemente hätten aber eine Rolle gespielt, weil sie schon da waren. "Notwendig in theologischer und kirchenpraktischer Hinsicht ist es nicht", sagte Weich. In der Gestaltung des Raumes sei man am Knappenberg "sehr frei". Deshalb sei es besonders spannend, was bei diesem Prozess herauskomme.
Erste Ergebnisse an Ostern
Demnächst sollen noch virtuelle Persönlichkeiten erarbeitet werden: Kinder, Schüler, Konfirmanden, Jugendleiter, Pfarrer und Lehrer als Nutzer des Raumes, um die vermuteten Eindrücke und Wünsche darzustellen. Dabei würden auch die Umfrageergebnisse mit einfließen.
Bei der Einweihungsfeier baten die Jugendlichen in ihren Fürbitten, dass die Kapelle ein Raum der Offenheit und des Respekts werden möge. Alle Nutzer sollten etwas spüren von dem Geist, der Kraft und der Liebe, die die Jugendlichen und die Förderer beim Bau beflügelt haben. Ob ihre Bitten in Erfüllung gehen, wird spätestens Ostern zu sehen sein, wenn erste Ergebnisse vorliegen.