Wer zur Baustelle will, muss zu Fuß durch den Wald zum Knappenberg. Nach einer ganzen Weile empfängt den Besucher munteres Hämmern und Klopfen. Neben dem Jugendhaus, einer Einrichtung des evangelischen Dekanats Sulzbach-Rosenberg, erhebt sich auf einem Betonunterbau ein dreieckiger Dachstuhl. Ein halbes Dutzend Handwerker legt Bretter auf den Dachstuhl.

Bauholz für Knappenberg-Kapelle überwiegend gespendet

»Bisher mussten wir über eine Stunde laufen, um nach Neukirchen zum Gottesdienst zu kommen«, sagt Thomas von der Evangelischen Jugend des Dekanats. Deshalb hätten die Jugendlichen sich eine Kapelle vor Ort gewünscht. Ein Fundament existierte schon. Darauf war 1947 der Vorgängerbau des heutigen Jugendhauses errichtet worden. Das Bauholz ist überwiegend gespendet worden. »Monatelang sind wir an den Wochenenden mit dem Bulldog in die Wälder gefahren, um die von den Waldbesitzern gespendeten Bäume herauszuholen«, erzählt Thomas. Trotzdem hat das Projekt noch 140.000 Euro gekostet. 80.000 Euro wurden durch das LEADER-Projekt des Landkreises aus EU-Mitteln finanziert, der Rest aus Spenden.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Landrat Richard Reisinger
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Landrat Richard Reisinger packen als Schirmherren selbst mit an.

Auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Landrat Richard Reisinger helfen auf der Baustelle mit. Die beiden Schirmherren des Projekts nageln Holzschindeln an die Giebelwand. »Ich finde es großartig, dass hier Jugendliche selbst die Initiative ergriffen haben«, erklärt der Landesbischof. Es gebe zu viel Untergangsstimmung in den Kirchen, dabei hätten sie zusammen in Deutschland immer noch 48 Millionen Mitglieder. »Wir müssen uns unserer Kraft bewusster werden und mehr von der Liebe Jesu Christi ausstrahlen«, sagt Bedford-Strohm. »Dieses Projekt zeigt, dass gerade Jugendliche Spiritualität brauchen und zum Aufbruch in etwas Neues bereit sind.«

Reisinger, der viele Jahre in der Jugendarbeit der katholischen Pfarrei St. Marien in Sulzbach-Rosenberg tätig war, ergänzt: »Ich freue mich, dass dieser spirituelle Aufbruch gerade in meinem Landkreis stattfindet.« Das zeige doch, dass der Glaube in unserem Land Zukunft habe.

Böhmischen Brüder aus Ostmähren helfen

Auch eine Gruppe aus dem Ostmährischen Seniorat der Böhmischen Brüder, mit dem das evangelische Dekanat Sulzbach-Rosenberg eine Partnerschaft pflegt, verbringt eine Ferienwoche auf der Baustelle. Die sechs Jugendlichen und ihr Pfarrer Daniel Heller aus Valašské Mezirici fühlen sich als Teil des Baustellenteams. »Am Anfang war die Sprachbarriere ein Problem, aber jetzt haben wir die deutschen Wörter für das Werkzeug gelernt – und im Gegenzug die Deutschen die tschechischen Begriffe«, erzählt Heller.

Tereza aus dem ostmährischen Ruzdka ist vor allem mitgekommen, weil sie neugierig auf Deutschland war. Für ihre Freundin Zdenka aus der Großstadt Zlín ist vor allem der spirituelle Aspekt wichtig: »Ich baue an einer Kapelle für Gott. Das motiviert mich.« Sonst haben sie von Deutschland nicht viel gesehen: »Abends nach der Arbeit sind wir immer so müde, dass wir früh ins Bett gehen.«

Gemeinsam haben die Jugendlichen Gebete auf die Rückseite von Holzschindeln geschrieben, die danach an die Fassade genagelt wurden. Weil nur Gott ihre Gebete kennen soll, bleiben sie auf diese Weise den Augen der Menschen verborgen. »Wir bauen hier einen spirituellen Begegnungsraum – auf gut Bayerisch übersetzt: eine Kapelle«, sagt Dekan Karlhermann Schötz, der sich als Dachdecker betätigt. Am Ende der Arbeitswoche wollen die Jugendlichen die erste Andacht in dem vollständig eingedeckten Rohbau feiern.