Licht und Kunst können ganz andere Gefühle wecken und ansprechen", sagt Hubert Huber, Bildhauer und letztjähriger Kulturpreisträger des Bezirks Niederbayern. Schon einmal hat er den Beweis dafür geliefert, als er 2014 während der Festspielwochen in Passau den Turm des Stephansdoms, den Wittelsbacherbrunnen, den Hacklberger Fürstenbau und andere in blaues Licht tauchte und quasi die Stadt zu einem Ausstellungsraum machte.

Ähnlich soll es nun auch bei einem ambitionierten Kunstprojekt des evangelischen Dekanats Passau sein – mit dem Unterschied, dass die Farbpalette der evangelischen Kirche nicht das Blau, sondern das Violett, Rot und Grün sein werde, erklärte Huber. Bei einer Andachtsreihe quer durch die Gemeinden werde nun Abend für Abend dieses evangelische Licht weitergegeben.

Besondere Dramaturgie

Das Drehbuch sei immer das gleiche: Eine halbe Stunde lang gebe es biblische Texte, die von den Pfarrern vorgetragen würden, Stille, gemeinsames Gebet und Singen, auch Musik erklinge. Die Installationen projizierten Lutherrose und Lutherkonterfei an die Wand, aber auch biblische Texte. Und das Licht tauche dann alles in eine "eigene Stimmung".

15 Kirchen im Dekanat hat Huber in den vergangenen Wochen besucht, eine Strecke von etwa 500 Kilometern, um sich ein Bild von den baulich sehr unterschiedlichen Kirchenräumen zu verschaffen und eine Dramaturgie zu entwerfen. "In Spiegelau ist die Kirche klein, in Bad Füssing groß, in Ortenburg historisch und altehrwürdig. In Pfarrkirchen findet man viel Dekoration im Innenraum", sagt Huber. Wenn das Licht hinzukomme, werde sich jede Kirche komplett verändern, jeder Innenraum in einem anderen Licht erscheinen, neue Zugänge zum Kirchenraum schaffen.

Violett als Farbe des Wandels

Dekan Wolfgang Bub ist schon jetzt auf die Wirkung gespannt. "Violett ist mehr als die evangelische Kirchenfarbe", sagte er. "Es ist zugleich die Farbe der Buße, die Farbe der Advents- und Passionszeit." Buße sei heutzutage zwar negativ konnotiert, man denke nur an den "Bußgeldbescheid"; doch bei Luther sei das ganz und gar nicht der Fall gewesen. Seine 95 Thesen seien "ein einzigartiges Bußprogramm" gewesen, das aber positiv besetzt gewesen sei, wie eine Art "Bewusstwerdungsprozess, Umkehr und Hinwendung zu Christus, zur Welt und zu den Menschen".

Sich darauf einzulassen könne laut Bub eine spannende Erfahrung sein, wenn es in der ersten These da heißt: "Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: ›Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen‹, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei." Die Farbe Violett stehe für Wandel und Übergang, für Sehnsucht nach Leben und Licht und Neubesinnung, so Bub.

Besucher erhalte zum Abschluss eine Laterne, auf der in Pergament die erste These geschrieben stehe. "Damit das Licht hinausgetragen wird und nicht in der Sonderwelt der Kirche bleibt", sagte Bub.

Projekt "Licht und Buße. 1. These von 95"

Auftakt für das Projekt "Licht und Buße. 1. These von 95", das vom 15. bis 30. Oktober in den Kirchen des Dekanats Passau jeweils um 19.30 Uhr stattfindet, ist in Spiegelau in der Martin-Luther-Kirche, Abschluss in der Passauer Stadtpfarrkirche.

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