Mit Predigten und Diskussionsrunden mit Nachwuchstheologen zur Zukunft der Kirche feiert die Münchner Lukaskirche am 1. Advent ihr 125. Kirchweihjubiläum. Zu den Festpredigern an den vier Adventssonntagen zählen die Theologin Margot Käßmann, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Regionalbischof Christian Kopp und Stadtdekan Bernhard Liess. Die Predigten stehen laut Festprogramm unter dem Motto "So muss Kirche" und sollen einen Blick in die Zukunft von Kirche wagen. Nach den Gottesdiensten können Lukas-Liebhaber die Kuppel des Doms als Regenschirm im Taschenformat erwerben. Der Erlös kommt der anstehenden Innensanierung der Kirche zugute.

St. Lukas wird aufgrund seiner monumentalen Bauweise auch als "Dom der Münchner Protestanten" bezeichnet. Die Kathedrale wurde als dritte evangelische Kirche Münchens seit 1893 nach Plänen von Albert Schmidt im historistischen Stil erbaut und am 1. Advent 1896 eingeweiht. Sie ist zudem die älteste, weitgehend im Original erhaltene evangelische Kirche der Landeshauptstadt. Die Bischofskirche St. Matthäus wurde durch die Nationalsozialisten zerstört, die Dekanatskirche St. Markus durch Bombenschäden, beide Kirchen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg neu gebaut.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche fast zerstört

Dabei hatte die Lukaskirche mehr als einmal Glück: Dass im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs "nur" die Fenster zu Bruch gingen, war dem Plan der US-Alliierten zu verdanken, die Kirche nach dem Krieg für die eigenen Soldaten zu nutzen. "So kam es dann auch: St. Lukas wurde amerikanische Garnisonskirche", schreibt Pfarrer Helmut Gottschling im Gemeindebrief zum Kirchweihjubiläum.

Und nach 1945, als der historistische Stil des Doms etwa so beliebt gewesen sei, "wie bei uns heute die Betonarchitektur der 60er und 70er-Jahre", habe meistens der Geldmangel größere Veränderungen im Innenraum verhindert. Heute hat sich diese Haltung um 180 Grad gedreht: Im Juli 2020 stufte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Lukaskirche als "Denkmal von nationaler Bedeutung" ein.

Einschlag ohne Verletzte, aber mit Folgen

So hat die Lukaskirche in ihren 125 Jahren einiges erlebt: das Kaiserreich, die Weimarer Republik, die Nazidiktatur, den demokratischen Neuanfang und die Wiedervereinigung, zwei Weltkriege und drei Währungsreformen. Einen Weckruf sendete das morsche Gotteshaus 1998, als ein halbtonnenschwerer Stein aus einem der Rosettenfenster brach und auf den darunterliegenden Spielplatz stürzte.

Ein Einschlag ohne Verletzte, aber mit Folgen: Für 4,5 Millionen Euro wurden die Mauern der Kirche saniert. Ab 2022 folgt die Innenrenovierung für rund 15 Millionen Euro, die Hälfte der Summe kommt aus Bundesmitteln. Dafür schließt die Lukaskirche nach 125 Jahren ihre Pforten - bis zur geplanten Wiedereröffnung 2024.