Selbst die erfolgreichsten Projekte durchlaufen mal eine Krise. Bei "Nicht nur ein Ma(h)l!", dem Mittagstisch der Evangelischen Kirchengemeinde St. Thomas in Augsburg-Kriegshaber, ist der Konflikt beigelegt, der im letzten Jahr das vielfach preisgekrönte wöchentliche Projekt zu spalten drohte.

Strahlende Besucher stoßen mit einem Gläschen Sekt auf den 15. Geburtstag an, aber sonst ist alles wie immer, wenn die Kirchengemeinde zum Essen einlädt: köstliche Essensdüfte, festlich gedeckte Tische und erwartungsfrohe Gäste, die für die drei Gänge einen symbolischen Euro zahlen, Spenden sind gern gesehen. Dafür gibt es Festtagssuppe, "Filettopf mit asiatischer Sauce" und abschließend Mango-Creme – vor allem aber Essen in Gemeinschaft. "Mir tut die Gemeinschaft gut, das schmeckt dann besser", schwärmt ein Besucher beim Löffeln der Suppe. Lebhafte Gespräche füllen den Gemeindesaal, in dem sich mehr als hundert Besucher an diesem Jubeltag bewirten lassen.

Diakonisches Pionierprojekt

Am 4. März 2004 hoben der damalige Gemeindepfarrer Martin Dorner und Hannelore Weber ein diakonisches Pionierprojekt aus der Taufe, das beispielhaft für viele Nachfolger wurde. Unter dem Motto "Gemeinsam statt einsam" kamen seitdem mittwochs 60 bis 80 Gäste zum Essen zusammen. Die Idee dahinter war, nicht nur Armenspeisung, sondern Gastfreundschaft im Sinne Jesu anzubieten.

Seit vier Jahren hilft der Rentner Wolfgang Halbritter bei den Kochteams mit, im letzten Sommer übernahm er dann zusammen mit Dieter Mitulla die Projektleitung. Schon seit dem Morgen steht er am Jubiläumstag schwitzend in der Küche. Trotzdem strahlt er: "Das Kochen macht doch erst richtig Spaß, wenn so viele Leute kommen." Jeder im Team hat seine Aufgabe, die Routine aus 15 Jahren ist zu spüren, auch wenn viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter noch nicht so lang dabei sind.

15 Jahre "Nicht nur ein Ma(h)l"
In de Kirchengemeinde St. Thomas im Augsburger Stadtteil Kriegshaber wurden 15 Jahre "Nicht nur ein Ma(h)l!" gefeiert.

Von Anfang an hatten die Köche und Helfer einen hohen Anspruch frisch sollte gekocht werden mit hochwertigen Produkten. "Wir wollen vernünftiges Essen anbieten", erklärt Mitulla. Der Aufwand ist enorm und nur mit vielen Helfern möglich. Die vorherige Projektleiterin Hannelore Weber hat über viele Jahre dafür gesorgt, dass gute Geräte in der Küche vorhanden sind. Und dass Räume und Kochgeschirr hygienischen Vorgaben entsprechen. Dafür gab es etliche Preise, unter anderem den Ehrenamtspreis der Diakonie.

"Dieser Mittagstisch ist das Gesicht der Gemeinde"

Aber: Andere Gemeindegruppen fühlten sich aus der Küche ausgeschlossen, Konflikte traten auf. Das Vertrauensverhältnis zwischen Projektleitung und Gemeindeleitung war im letzten Sommer so gestört, dass ein Schnitt nötig war. Mithilfe einer Mediation fand man wieder zueinander, sodass der Dank sehr herzlich war, den Pfarrer Dietrich Tiggemann mit einem Blumenstrauß für Hannelore Weber beim Jubiläum überbrachte. Es sei "eines der schönsten diakonischen Projekte, die ich kennenlernen durfte", betonte der Pfarrer in seiner Rede: "Dieser Mittagstisch ist das Gesicht der Gemeinde."

Seit letztem Sommer gibt es in St. Thomas nur noch alle 14 Tage ein dreigängiges Menü, neue ehrenamtliche Helfer wurden gewonnen. Wolfgang Halbritter bemüht sich um "bessere Zusammenarbeit mit anderen Gruppen der Gemeinde". So konnte das Mittagsangebot, das sich vor allem aus Spenden finanziert, lebendig gehalten werden. In ihrer Ansprache dankte die langjährige Leiterin Hannelore Weber sichtlich bewegt allen Unterstützern, "die mithalfen, dass aus der Idee nicht nur eine Eintagsfliege wurde".