Anlass für die Gesprächsreihe ist der Aufenthalt Martin Luthers in Augsburg vor 500 Jahren. Beim Reichstag im Oktober 1518 stand der Reformator dem päpstlichen Gesandten Cajetan Rede und Antwort. Über die Themen, die Luther damals aufwarf, unterhalten sich prominente Gäste mit bekannten Moderatorinnen und Moderatoren und dem Publikum, erläutert Martin Beck, Leiter des Evangelischen Forums Annahof.

Herr Beck, was erwartet die Besucher bei den Talk-Abenden in der Annakirche?

Martin Beck: Abgesehen von spannenden Gesprächspartnern erwartet sie erst mal ein cooler Ort: Wir werden den Ostchor der Kirche St. Anna umbauen. Die Kirchenbänke kommen raus. Stattdessen gibt es für die Zuhörer moderne Papp-Hocker, wie sie auf Kirchentagen benutzt werden. Talk-Gast und Moderator sitzen auf einem roten Sofa vor dem Luther-Porträt, das in der Kirche hängt. Wir wollen damit eine andere Atmosphäre schaffen, als sie sonst in der Kirche herrscht. Aber es bleibt immer noch St. Anna: ein authentischer Ort, an dem Luther damals Tag für Tag mit den Karmelitern gebetet und Gottesdienst gefeiert hat.

Die Gesprächsreihe wird wie eine Talkshow sein – samt rotem Sofa: Warum ein solches Format?

Beck: Wir wollen den Eindruck vermeiden, es gehe zu wie bei einer Vortragsveranstaltung. Wir wollen dazu Lust machen, dass viele Menschen kommen und sich interessieren. Und es ist keine reine Show: Die Zuschauer sollen sich gerne mit beteiligen und ihre Fragen zu den jeweiligen Themen stellen.

Luther war vor 500 Jahren in Augsburg zu Gast. Was macht ihn für die heutige Gesellschaft interessant?

Beck: Natürlich gibt es heute andere Fragen als vor 500 Jahren. Aber hinter vielen Themen, die Luther damals aufgeworfen hat, stehen existenzielle Fragen. Und die sind auch heute aktuell und betreffen uns alle. Etwa die Frage nach Gerechtigkeit: Ich sehne mich danach, angenommen, anerkannt, "recht" zu sein. Doch wer entscheidet darüber, was gerecht ist? Wem gegenüber muss ich mich für mein Handeln rechtfertigen? Solche Fragen müssen sich Entscheidungsträger heute stellen – und nicht nur sie. Auf dem Sofa wird Stadtdekanin Susanne Kasch diese Fragen mit Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl diskutieren.

Welche Themen stehen noch auf dem Programm?

Beck: Ein anderes zentrales Thema für Luther war die Freiheit. Auch diese Frage spielt bei uns eine Rolle, wenn es darum geht, welche neuen Freiheiten, aber auch welche Einschränkungen mit der Digitalisierung und der Schaffung künstlicher Intelligenz einhergehen. Oder das Thema "Evangelium". Das bedeutet "gute Nachricht" und bietet Anlass zu fragen: Woher kommen die Nachrichten, mit denen wir täglich konfrontiert werden? Aus welchem Interesse heraus entstehen sie und werden sie gestreut? Wie können wir unterscheiden zwischen wahr oder falsch, gut oder schlecht?

Sie haben Moderatoren und Prominente so ausgesucht, dass stets ein theologisch vorgebildeter Mensch auf einen Laien trifft. Was erhoffen Sie sich davon?

Beck: Ich erhoffe mir Gespräche, die über eine binnenkirchliche Diskussion hinausgehen. Die Fragestellungen haben zwar auch einen theologischen Hintergrund. Aber sie sind gleichermaßen gesellschaftlich relevant. Dies spiegelt sich bei der Kombination der Gesprächspartner auf dem Sofa wider. Daher hoffe ich, dass jeder Besucher etwas für sein Leben mitnehmen kann – und sich dabei gut unterhält und Spaß hat. Das Ganze soll ein geistiger Aperitif sein, den man vor dem Abendessen zu sich nimmt.

Vom Landesbischof bis zur Kickboxerin

Die Talk-Abende "500 Fragen?... und ein paar Antworten" beginnen immer um 18 Uhr in Augsburg-St. Anna. Erster Gast ist am Dienstag, 9. Oktober, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.  Außerdem zu Gast sind eine Kickboxerin, ein Polizeipräsident und der Augsburger Oberbürgermeister. Mehr Infos gibt es hier.