Mal schnell ins Kino, ein Abend im Theater und ein paar Tage darauf zum Fußball: Das sportliche und kulturelle Angebot in Regensburg ist enorm. Zumindest, wenn man es sich leisten kann. Dass das lange nicht für alle gilt, weiß Britta Kutzner genau. Zusammen mit einem ehrenamtlich tätigen Team hat die 47-Jährige in Regensburg die Kulturtafel "KulTür" aufgebaut. Ihr Angebot stößt sowohl bei Menschen mit geringem Einkommen wie auch bei den Kulturtreibenden auf großes Interesse. Doch nun ist "KulTür" selbst in eine finanzielle Schieflage geraten. "Wir müssen uns nach neuen Finanzierungswegen umsehen", erklärt Kutzner, die als als Geschäftsführerin angestellt ist und für 16 Stunden bezahlt wird.
Seit mehr als drei Jahren gibt es "KulTür" in Regensburg und ermöglicht einkommensschwachen Menschen, am kulturellen Leben in der Stadt teilzunehmen. Die Anschubfinanzierung sicherte das Ostbayerische Kulturforum. Der Verein mit Sitz in Landshut hat bereits in mehreren ostbayerischen Städten geholfen, Kulturtafeln einzurichten.
"KulTür" vergibt rund 550 Eintrittskarte pro Jahr
"Regensburg ist aufgrund des großen kulturellen Angebots das Flaggschiff", sagt Kutzner. Anfänglich war der Verein beim Evangelischen Bildungswerk (Am Ölberg 2) untergebracht und konnte von dort aus mietfrei sein Netzwerk aufbauen. "Wir sind sehr schnell gewachsen", erinnert sich Kutzner. Sowohl die Zahl der einkommensschwachen Kunden wie auch die Zahl der Unterstützer aus dem kulturellen Bereich sei sprunghaft angestiegen. "Das war bald an einem Schreibtisch im EBW nicht mehr zu stemmen." KulTür bezog daher eigene Räume in der Altstadt, die durch Spendengelder finanziert wurden.
Pro Monat wandern im Schnitt 550 Eintrittskarten für kulturelle Veranstaltungen über den Tisch von KulTür. "Kultur ist Brot für die Seele", betont Kutzner. Insgesamt 60 Kulturveranstalter stellen regelmäßig kostenlose Eintrittskarten zur Verfügung, die von der Geschäftsführerin mit acht ehrenamtlichen Kulturvermittlern und drei Vorständen verteilt werden. "Die Menschen kommen zu uns ins Büro, und wir beraten sie, welche kulturelle Veranstaltung zu ihnen passt." Besonders stolz ist Kutzner auf das große Angebot für Kinder sowie das Ferienprogramm, das auch Kunst-Workshops umfasst.
Finanzierung von "KulTür" nur noch bis Ende 2018
Bis vor Kurzem gab es für den Verein keinen Grund, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Eine Stiftung wollte für die nächsten drei Jahre einen großen Teil der Kosten übernehmen. Zusammen mit den Zuwendungen der Stadt und privaten Spendern sowie Sponsoren aus der Wirtschaft wäre die Rechnung aufgegangen. Kutzner und ihr Team verfolgten schon Pläne, die Kulturtafel auf den Landkreis auszuweiten. "Wir hatten hier schon viele Nachfragen", sagt Kutzner.
Doch dann kam der Super-Gau: Die Finanzierung durch die Stiftung zerschlug sich von einem Tag auf den anderen. "Das hat uns eiskalt erwischt. Nun muss schnell eine andere Lösung gefunden werden", erklärt Kutzner. Etwa bis Ende des Jahres könne der aktuelle Betrieb noch am Laufen gehalten werden. Was dann folge, sei unklar.
Langfristige Förderer gesucht
"Wir hoffen, dass der Bärenanteil von der Kommune kommt", sagt Kutzner und verweist auf andere Städte, wo Kulturtafeln zu 100 Prozent von Städten und Gemeinden getragen werden. "Außerdem suchen wir langfristige Förderer." Für Kutzner ist es nicht einfach, denn der größte Kostenfaktor ist sie selbst. Ihr droht der Verlust der Arbeitsstelle. Als Mutter von fünf Kindern sei es ihr nicht möglich, rein ehrenamtlich zu arbeiten. "Ich habe schon die doppelte Zeit gearbeitet und mich engagiert", sagt sie. "Mehr geht leider nicht."
Dass es von heute auf morgen mit der Kulturtafel ganz vorbei sein soll, glaubt Kutzner nicht. "Noch geben wir nicht auf. Wir hoffen, dass sich in den nächsten Wochen noch eine Lösung abzeichnet."
Spenden für die Kulturtafel "KulTür"
Die Kulturtafel "KulTür" kann mit einer Spende unterstützt werden: Sparda-Bank Ostbayern, IBAN: DE41 7509 0500 0000 4511 12, BIC: GENODEF1S0. Stichwort: "KulTür".