Fabi schreibt. Egal wo, egal auf was. "Manchmal müssen die Ideen einfach ganz spontan raus", sagt er. "Seine kleine Ansprache für den Adventskaffee im vergangenen Jahr hat er bei unserem Weihnachtsessen auf die Rückseite einer Einkaufsquittung geschrieben, die eine Kollegin zum Glück noch in ihrer Handtasche gefunden hatte", berichtet Ulrike Hahnlein schmunzelnd. Sie begleitet den jungen Mann mit ihrem fünfköpfigen Team seit Mitte 2017 im Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) der Diakonie Bamberg-Forchheim in Ebern.

Nach einem persönlichen Schicksalsschlag hatte Fabi den Boden unter den Füßen verloren. Alleine den Alltag bewältigen, das war Fabi nicht mehr möglich. Im SPZ wohnt er im sogenannten Clearing, das Ulrike Hahnlein als Wohnbereichsleitung organisiert. "Bei uns finden Menschen wie Fabi einen Ort, an dem sie sich wieder fangen können." Im Clearing liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich Alltagsbewältigung. "Jeder Klient hat ein eigenes, kleines Appartement mit Bad und Kochnische, für das er auch selbst verantwortlich ist", erklärt die Fachkraft das Konzept. Das Team unterstützt, wo etwas noch nicht selbstständig gelingt, hilft aber auch bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche und gestaltet Beschäftigungs- und Freizeitangebote.

Wie das Sozialpsychiatrische Zetrum der Diakonie hilft

Da nur sechs Klienten in diesem Wohnbereich aufgenommen werden, herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. "Die Bewohner erleben bei uns, dass sie nicht alleine sind", so Ulrike Hahnlein. "Und sie haben zwei Jahre Zeit zu erproben, ob sie bereit sind für den Schritt in die eigenen vier Wände." Das sei natürlich das Wunschziel des Teams für alle Bewohner. "Gut ist, dass wir im Sozialpsychiatrischen Verbund der Diakonie Bamberg-Forchheim hier einige Möglichkeiten für unsere Klienten haben, mit denen wir auf deren ganz persönliche Entwicklung und Bedürfnisse eingehen können." Von Arbeitsstellen im Zuverdienstprojekt auf dem Zeilberg oder dem Tageszentrum in Allertshausen über ambulant betreutes Wohnen bis hin auch zu einer langfristigen stationären Aufnahme im Sozialpsychiatrischen Zentrum reichen die Angebote. Die Zeit in der Clearingstelle hilft, den richtigen Weg für jeden Einzelnen zu finden.

Fabi ist froh, dass er diese Chance hat. Der junge Mann hat schon einige Stationen hinter sich. Als das Team um Ulrike Hahnlein bemerkte, dass er gerne schreibt, hat es das unterstützt. "Fabis kreative Ader hilft uns, mit ihm ins Gespräch zu kommen", erzählt die Clearing-Leiterin. "Was ihn beschäftigt, drückt er schriftlich aus. Zusammenhänge umschreibt er oft bildhaft, um sich so selbst darüber klar zu werden." Seine Bandbreite ist groß: Fabi greift aktuelle gesellschaftliche und politische Themen auf, beschäftigt sich aber auch mit seiner psychischen Erkrankung oder verfasst Gedichte wie "Das Herz": "Mit dem Herzen siehst du die Wahrheit. Das verschafft dir Klarheit. Im Herzen gibt es vieles, zum Beispiel die Freiheit, die man liebt, oder die Nächstenliebe, die man gibt. Im Herzen ist man rein, denn die Liebe ist immer dein und wird auch immer bei dir sein."

Sozialpsychiatrisches Zentrum als "Neuanfang für Körper und Geist"

Mittlerweile hat Fabi vom Team einen Ordner geschenkt bekommen, in dem er seine Texte sammelt. "Die Talente und Stärken unserer Bewohner zu entdecken und zu fördern, ist wichtig, um ihnen wieder Vertrauen in sich selbst zu geben", so Ulrike Hahnlein. Fabi selbst sagt, er schreibe schon immer, auch, um Erlebtes zu verarbeiten. Eines seiner Gedichte, das im vergangenen halben Jahr entstanden ist, hat er dem SPZ und der Clearingstelle gewidmet: "Perspektive und Hoffnung" hat er es überschrieben. "Eine Einrichtung wie das SPZ ist nicht die Endstation, sondern ein Neuanfang für Körper und Geist. Man geht Hand in Hand mit seiner Seele und klarem Verstand. Man darf die Hoffnung nie verlieren, man darf nicht untergehen." So lauten die ersten Zeilen des Texts.

Fabi nimmt die Hilfe und die Chance, die sich ihm im SPZ für eine Neuorientierung in seinem Leben bietet, an. In seinem Zimmer hängt sein Motivationsplakat, das er mit den Mitarbeitenden erarbeitet hat. Ziele, Wünsche, Gedanken sind darauf festgehalten, die ihn unterstützen sollen, weiter an sich zu arbeiten und vor allem, wieder an sich und das zu glauben, was er alles kann. Ein ganz besonderes Bild begleitet ihn dabei: ein Käsekuchen. "Käsekuchen macht alles besser", meint Fabi lachend, "Käsekuchen ist das große Ganze." Wie es mit ihm weitergeht? Jetzt hat er erst einmal Zeit und eine gute Begleitung in der Diakonie-Clearingstelle, die ihm hilft, für sich einen guten Weg zu finden.