"Einmal dabei, immer dabei": So simpel bringt es der 34-jährige Carsten Teiwes auf den Punkt. Beim anstehenden Hersbrucker Eselrennen am 4. August 2019 wird er zum zehnten Mal mit dem Esel Djangos Nikolaus starten. Insgesamt vier Runden mit insgesamt vier verschiedenen sogenannten Treibern sind zu bewältigen, um als Sieger vom Platz zu gehen. Für den Schwarzen Djangos Nikolaus anscheinend kein Problem - er hat schon mehrfach den ungewöhnlichen Wettbewerb gewonnen.

"Gibt der Esel Vollgas, komme ich nicht hinterher", räumt Teiwes freimütig ein. Dabei ist er ein erfahrener Läufer und fühlt sich bei Marathondistanzen von über 42 Kilometern, bei Läufen über 5.000 oder 1.000 Meter wohl. Als früherer Leistungssportler hat er es zum Landesmeister in Niedersachen gebracht. Anders als beim Leistungssport gibt es aber beim Eselrennen für jeden Applaus und für die Zweitplatzierten einen "Hoffnungslauf". Das gefällt dem Familienvater.

Wer den Esel schlägt oder extrem zieht, scheidet aus. Ausdrücklich erlaubt aber sind "Lockfutter und Schieben". Vier bis fünf Runden à 200 Meter sind mit mehreren "Treibern" zu bewältigen.

Wie sich die Sportler auf das Eselrennen in Hersbruck vorbereiten

Derzeit trifft sich der gelernte Schreiner Teiwes mit dem 20-jährigen Maximilian Wild, um für das Rennen zu trainieren. Im Nürnberger Land auf dem Kaltenhof bei Simmelsdorf holen sie den Esel ab, um über Felder und Straßen zu spurten und die Übergabe des Esels für den Wettkampf zu üben. Klar ist mittlerweile für Teiwes auch: "Der Esel sucht sich den Läufer aus." Werde er vom Esel nicht akzeptiert, trabe oder galoppiere der Esel auch nicht.

Das hat auch Wild festgestellt, der sich als Karate-Leistungssportler bis zur Europameisterschaft hochgekämpft hatte. Er wird zum dritten Mal im Team Wasserwacht Hersbruck mit Djangos Nikolaus starten. "Der Esel hat seinen eigenen Willen", sagt er. Beim Training lernen sich Tier und Mensch kennen und verstehen - oder eben nicht.

"Esel sind nicht störrisch", erklärt Ina Wölfel, die auf ihrem Kaltenhof in der hügeligen Fränkischen Schweiz Pferde und Esel hält. Ihrer Ansicht nach sind die Grautiere sogar intelligenter als Pferde. Auch wenn der Esel ein "Hochleistungssportler" sei, er überlege sich nach jeder Runde: "Mach' ich noch eine?" Das entscheide der Vierbeiner je nachdem, wie der Zweibeiner mit ihm umgehe.

Auf das vermeintliche Doping mit einer Karotte beim Hersbrucker Wettlauf falle der Esel in der Regel nicht herein. Wölfel selbst hat vor 20 Jahren zuletzt aktiv am Eselrennen teilgenommen, dann hat sie festgestellt: "Ich bin nicht schnell genug."

Wie das Hersbrucker Eselrennen entstanden ist

Das Hersbrucker Eselrennen ist eigentlich aus einer Stammtischidee geboren worden und wurde 1980 zum ersten Mal durchgeführt. Nach zehn Jahren gab der 1. Hersbrucker Eselclub auf, der Sportverein 1. FC Hersbruck übernahm die Durchführung auf seinem Fußballplatz. Immer am ersten Sonntag im August findet das Rennen statt. Es ist der Höhepunkt des Hersbrucker Altstadtfestes und findet nun bereits zum 38. Mal statt.

Im Durchschnitt kommen 3.000 bis 3.500 Besucher, berichtet Jürgen Engelbrecht, beim Verein der Cheforganisator des jährlichen Events. "Wir sind das Original", sagt er mit Blick auf die längste Tradition und den größten Publikumszuspruch in Deutschland. Seit einigen Jahren biete sogar ein Münchner Busunternehmen eine Sondertour mit einem oder zwei Bussen ins mittelfränkische Hersbruck an.

Wichtige Spielregeln

Das Faszinierende für Groß und Klein sei die "Unberechenbarkeit der Esel", mit denen die bis zu 20 Teams manchmal kämpfen. In einer der rund 200 Meter langen Runde rase schon mal ein Esel so schnell, dass der Läufer nicht hinterherkomme. In der nächsten Runde gehe er ganz gemütlich und lasse sich nicht zu mehr Tempo verleiten.

Zu Engelbrechts Rennregeln gehört die "Bestechung mit Möhren" oder der Treiber-Wechsel in der Wechselzone. Außerdem dürfe die Leine beim Laufen nicht losgelassen werden. Gerade damit hat Teiwes auch so seine Erfahrungen gemacht. In einer zuvor gewässerten Kurve rutschte er aus, fiel hin und hatte nur noch einen Gedanken: "Bloß nicht loslassen", sonst werde er disqualifiziert. Stürze kämen immer wieder vor, sagt er. Dann sei es wichtig, die Leine als Schlaufe in der Hand zu haben, die man zur Not loslassen könne. Wer sie in so einer Situation um die Hand gewickelt habe, werde das bereuen.