"Lutherisches Leben ist schönes Leben!" - daran ließ Regionalbischof Hans-Martin Weiss bei seiner Tischrede keinen Zweifel. Denn frisch gezapftes naturtrübes Bier, eine deftige Brotzeit und dazu eine ebenso schmackhafte Tischrede in der Tradition des Reformators Martin Luther passen gut zusammen. Das findet jedenfalls der Weidener Dekan Wenrich Slenczka. Und so ist es gar nicht abwegig, dass Slenczka 500 Jahre Reformation mit dem typisch oberpfälzischen Zoiglbier gebührend feiern will.

Man könnte sagen: Im Dekanat Weiden steht das Lutherjahr damit unter einem guten Stern - nämlich unter dem Zoiglstern. Der sieht zwar aus wie ein Davidstern, ist aber ein Brauerstern, der mit dem jüdischen Stern wenig zu tun hat. Der Sechszack aus zwei gleichschenkligen Dreiecken prangt traditionell dort, wo der naturtrübe Gerstensaft ausgeschenkt wird. Er symbolisiert zum einen die drei Zutaten - Hopfen, Malz und Wasser - und zum anderen die drei Elemente, die es zum Brauen braucht: Wasser, Feuer, Luft.

Auftakt für 2017

Eingeladen zum weltweit ersten "Lutherzoigl" hat der Evangelische Männerverein. Und damit knapp 500 Jahre nach der Bier brauenden Luthergattin Katharina den Beweis erbracht, dass Bier und Protestantismus auch heute noch hervorragend zusammenpassen. Weiss: "Der Lutherzoigl soll Ausdruck eines Lebensgefühls sein, mit dem wir uns hier behaupten und mit dem wir uns keinen Mut antrinken brauchen, sondern einen Mut ausdrücken dürfen, dass wir als Evangelische hier unseren Anteil dazu geben, dass das Evangelium nicht bloß eine Angelegenheit ist, bei der die Leute ernst werden."

Regionalbischof Hans-Martin Weiss beim ersten Lutherzoigl in Weiden.
Die Tischrede in bester Luther-Tradition hielt der Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss.

Könnte also durchaus sein, dass der Lutherzoigl ganz im Sinne des Reformators wäre. Denn auch der pflegte seinerzeit die gepflegte Gastlichkeit rund ums Bier. Genau genommen war auch Katharina Lutherin eine Zoiglwirtin - so stellt sich die Geschichte jedenfalls aus Oberpfälzer Sicht dar. Sie hatte das Braurecht und schenkte ihr Wittenbergisch Bier an ihre Gäste aus.

Bei diesen Zusammenkünften entstanden die berühmten Tischreden Martin Luthers, die von den Tischgenossen zu großen Teilen mitnotiert und aufgeschrieben wurden. "Das waren aber keine Reden im eigentlichen Sinn, sondern zum Teil mal kurze Bemerkungen, manchmal sehr lustig, derb, manchmal tief theologisch und durchdacht", erklärt Dekan Slenczka.

Für Hans-Martin Weiss sind sie "Ausdruck einer intensiven Kommunikationskultur", wie er es sich auch für die Abende beim Lutherzoigl wünscht. Und so betont er bei seiner Tischrede in lutherischer Tradition: "Wir dürfen's uns gut gehen lassen, wir dürfen uns freuen an dem, was wir haben, und Gottes Geschenke sind Gottesgeschenke, solange wir sie maßvoll genießen."

Der Weidener Dekan Wenrich Slenczka (Bildmitte) hatte die Idee zu den »Lutherzoigln«.
Der Weidener Dekan Wenrich Slenczka (Bildmitte) hatte die Idee zu den »Lutherzoigln«.

Das gilt auch für alle weiteren Lutherzoigl, die zur Feier des 500. Reformationsjubiläums noch stattfinden sollen. Ob in der Enge einer Zoiglstube, einem Biergarten oder einer größeren Wirtschaft. Die genauen Veranstaltungsorte und Termine stehen im Internet unter www.dekanat-weiden-evangelisch.de.

Und natürlich gibt es neben dem original Oberpfälzer Zoigl auch immer einen Tischredner, verspricht Dekan Wenrich Slenczka. "Wer bei uns dann eingeladen ist zu reden, der darf reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist." Gut so und prosit!