Demokratien als Regierungsform haben nach Einschätzung von Würzburger Politikwissenschaftlern aus historischer Sicht ihren Zenit vorerst überschritten. In 83 der untersuchten 179 Länder weltweit sprechen die Forscher der Uni Würzburg in ihrer "Demokratiematrix" von Demokratien, wie die Hochschule mitteilte.

Wobei die Zahl der funktionierenden Demokratien in dieser Kategorie mit 37 deutlich unter der Zahl der sogenannten defekten Demokratien (46) liegt. Dabei handle es sich zwar immer noch um Demokratien, jedoch mit Defiziten, sie hätten also noch immer demokratischen Merkmale.

Demokratien im Rückzug

Generell bewege sich die Welt weg von den klaren Gegensätzen perfekter Demokratien und eindeutiger Autokratien hin zu Mixformen, in denen die jeweiligen Aspekte unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Den 83 Demokratien stünden 55 autokratische Systeme gegenüber, die sich wiederum in 21 harte und 34 moderate Autokratien aufteilen.

Zudem gebe es noch 41 hybride Regime, die sowohl demokratische als auch autokratische Elemente verbinden. Die aktuelle Demokratiematrix zeige in vielen Ländern eine "Dynamik der De-Demokratisierung", die Länder seien aber nur selten komplett in Autokratien zerfallen.

Während Deutschland nach den Einordnungen der Demokratiematrix 2019 eine funktionierende Demokratie war, war Ungarn unter Victor Orban beispielsweise eine defizitäre Demokratie. Russland war nach der Definition der Wissenschaftler eine moderate Autokratie, während China eine harte Autokratie darstellt. Papua-Neuguinea hingegen bildete im vergangenen Jahr ein sogenanntes hybrides Regime. Spannend ist laut den Wissenschaftlern der Blick auf die Bevölkerungszahlen: Während defizitäre Demokratien mit 25,7 Prozent die häufigste Herrschaftsform weltweit sind, leben dort nur 13,3 Prozent der Weltbevölkerung.

Demokratiematrix

Die Demokratiematrix ist ein seit 2016 von der DFG finanziertes Forschungsprojekt, das am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre an der Universität Würzburg betrieben wird.