München (epd). Der bayerische Verein "matteo - Kirche und Asyl" hat die Abschiebung eines 21-jährigen Afghanen aus Ravensburg und weiterer Geflüchteter aus Syrien und Afghanistan nach Bulgarien kritisiert. Trotz verschiedener Berichte über "systematische polizeiliche Gewalt und Inhaftierung von Flüchtlingen in Bulgarien" lasse Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) weiter in das EU-Land abschieben, teilte der Verein am Donnerstag mit. Der 21-Jährige war nach Angaben des Vereins in Bulgarien schwer misshandelt worden und hat dabei sein Gehör verloren. Dazu liege auch ein ausführliches Gutachten vor.

Der Fall zeige, dass "der angekündigte Paradigmenwechsel der Bundesregierung" bei der Asylpolitik nicht ernst gemeint sei. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) stehe in der Verantwortung, da er "seinen Hardcore-Innenminister (Anm.: Thomas Strobl, CDU) frei agieren lässt", kritisiert der Vereinsvorsitzende Stephan Reichel. Auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) "unter immer noch alter CSU-Leitung" stelle weiter täglich Abschiebebescheide für Bulgarien aus, kritisierte der Verein "matteo": "Wohl wissend, dass alle Flüchtlinge dort Gefängnis und Gewalt erleben."

Der Verein hatte sich in diesem Fall auch hilfesuchend an den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gewandt - mit der Bitte, bei Bundesinnenministerin Faeser oder auch dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu intervenieren. Laut Reichel hatte Bedford-Strohm auch Kontakt mit Herrmann aufgenommen, die bayerischen Behörden waren allerdings nicht zuständig. "Wir gehen davon aus, dass der junge Mann nach Bulgarien ausgeflogen wurde, wir haben den Kontakt zu ihm verloren", erläuterte Reichel: Der 21-Jährige sei völlig unbescholten und hatte zuletzt in Ravensburg eine Schule besucht.

Weil der junge Afghane zusammen mit anderen Migranten über Bulgarien in die Europäische Union eingereist ist, ist laut Dublin-Verordnung das Einreiseland für sein Asylverfahren zuständig. Zuletzt hatte das ARD-Polit-Magazin "Monitor" über Misshandlungen von Geflüchteten und Menschenrechtsverstöße berichtet.