Die Menschen in Deutschland sollten laut dem Münchner Germanisten Friedrich Vollhardt die Dinge mit mehr Humor nehmen. Er bemerke in der Gesellschaft zunehmend humorfernen Moralismus und Empörungsbereitschaft, sagte der wissenschaftliche Leiter des Zentralrats des deutschen Humors der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Auch über so vermeintlich ernste Themen wie den Klimawandel sollten die Menschen Witze machen dürfen, sagte er im Gespräch mit dem Sonntagsblatt zum Weltlachtag (5. Mai).
Als gelungenen Witz sieht der LMU-Professor Vollhardt etwa den des fränkischen Kabarettisten Rolf Miller mit Blick auf die anstehende Fußball-Europameisterschaft im Juni und Juli in Deutschland.
"Wenn Holland geflutet wird, sind wir schon im Halbfinale."
Zwei Dinge, die erst mal nichts miteinander zu tun hätten, würden zusammengeführt - in diesem Fall Klimawandel und Fußball - und erzeugten einen Tabubruch. Und dennoch gebe es Grenzen: Für Vollhardt sind die erreicht, wenn ein Witz nur darauf aus sei, Menschen auszugrenzen und zu demütigen. Satire dürfe eben nicht alles, betonte er.
Bayerischer Humor hat viel mit katholischer Kirche zu tun
Für Vollhardt hat der bayerische Humor auch viel mit der katholischen Kirche zu tun, die viel an Satirepotenzial zu bieten habe. Als Beispiele nannte er die Transsubstantiation - wenn sich also laut katholischem Glauben die Hostie in den Leib Christi und der Wein in das Blut Christi verwandle. Dazu kämen die prunkvolle Kleidung der Geistlichen oder die Dogmen.
Nicht umsonst seien bayerische Kabarettgrößen wie Bruno Jonas, Gerhard Polt oder Sigi Zimmerschied in ihrer Jugend Ministranten gewesen. Nach dem sogenannten Stufengebet in der Sakristei habe die "Show" begonnen: Der Altarraum sei die erste Bühne für sie gewesen.
Dazu komme der bayerische Dialekt, dem etwas Grantiges innewohne und mit dem man bestimmte Dinge leichter zur Sprache bringen könne als im Hochdeutschen, sagte Vollhardt weiter.
Vollhardt gehört dem Zentralrat des deutschen Humors an, den der Passauer Kabarettist und Leiter der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Bruno Jonas, 2022 gegründet hatte. Der Zentralrat will sich einmal im Jahr zu einem Symposium treffen, um über Humor in all seinen Facetten zu sprechen. Zu Gast sind neben Kabarettisten auch Wissenschaftler und Juristen.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden