München, Bamberg (epd). Bayerische Cybercrime-Ermittler haben drei kinderpornographischen Plattformen im Darknet stillgelegt. Dabei seien mehrere Plattformbetreiber in den USA, Großbritannien und Deutschland festgenommen worden, teilte das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) am Freitag mit. Zudem konnten bei der international angelegten Ermittlung über 30 Nutzer der Plattformen identifiziert werden. Mit den Festnahmen sei ein wichtiger Schlag gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte im Darknet gelungen, sagte BLKA-Präsident Harald Pickert: "Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum."

Federführend bei den Ermittlungen war die 2015 errichtete Zentralstelle Cybercrime Bayern der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg. Seit 1. Oktober 2020 ist dort außerdem das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet angesiedelt. Derzeit sind bei der Zentralstelle den Angaben zufolge 22 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte und vier IT-Forensikerinnen und IT-Forensiker tätig.

Bei den Darknet-Plattformen handele es sich um zwei unkompliziert zu erreichende Chatseiten, in denen die Nutzer kinderpornographische Inhalte teilten und sich auch zum sexuellen Missbrauch von Kindern verabredeten. Die Chatbetreiber hätten außerdem eine "sehr konspirativ geführte Darknet-Plattform" betrieben. Auf den drei Plattformen seien mehrere Tausend User aus dem In- und Ausland aktiv gewesen. "Diese schrieben monatlich etwa 120.000 Postings und verbreiteten dabei im gleichen Zeitraum mehr als 20.000 kinderpornographische Bilder und Videos", so die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg.

Die bayerischen Ermittlungsergebnisse hätten dem FBI 2022 in den USA die Festnahme eines Administrators sowie eines Programmierers ermöglicht, hieß es weiter. Im November 2022 sei der Hauptadministrator der Darknet-Seite in den USA sowie zwei Moderatoren in Großbritannien verhaftet worden. In Deutschland sei am 3. November 2022 ein weiterer Moderator in Bonn festgenommen worden. Dem 22-Jährigen, der sich in Untersuchungshaft befinde, werde unter anderem die bandenmäßige Zugänglichmachung kinderpornographischer Inhalte in einer Vielzahl von Fällen vorgeworfen.

Alle drei Darknet-Plattformen seien kurz nach den Festnahmen geschlossen worden und seither für die verbliebenen Hintermänner nicht mehr erreichbar. Es sei bisher auch keinem Mitglied der Plattformen mehr gelungen, diese Seiten wieder in Betrieb zu nehmen, so die Zentralstelle für Cybercrime. Mithilfe von verdeckten Ermittlern seien auch Nutzer der kinderpornographischen Seiten ermittelt worden. Zu ihnen gehöre ein 62-jähriger Tierarzt aus Schwaben, der bereits im Mai 2021 während eines Aufenthalts in einer Reha-Klinik in Bayern festgenommen werden konnte. Bei dem Mann wurden laut BLKA über 800.000 kinderpornographische Bilder und Videos sowie Missbrauchsanleitungen gefunden. Das Strafverfahren sei noch nicht abgeschlossen.

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