München (epd). Vergangenes Jahr wurde im Schnitt mehr als alle zwei Wochen irgendwo in Bayern ein Geldautomat gesprengt - nun hat ein Ermittlerteam aus Bayern und Baden-Württemberg mit internationaler Unterstützung in den Niederlanden und in Belgien eine Geldautomatensprenger-Bande dingfest gemacht. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) am Donnerstag mitteilten, lag die groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungsaktion federführend in den Händen der Staatsanwaltschaft Bamberg und der Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg.

Bereits am 30. Januar sei die Bande ausgehoben werden, teilten die Minister gemeinsam mit. Den Kriminellen werden mehr als 50 Straftaten in Deutschland mit einem Gesamtschaden von mehr als zehn Millionen Euro zugerechnet. Die Ermittlungen führten zu einer Gruppierung aus der niederländischen Stadt Roermond in der Provinz Limburg und in die Provinz Utrecht. Sie sind dringend verdächtigt, ab November des Jahres 2021 insgesamt 34 Geldautomaten in Bayern und 17 in Baden-Württemberg sowie einen Geldautomaten in Thüringen gesprengt zu haben. Es seien neun Haftbefehle vollzogen worden, hieß es.

Laut Herrmann hat sich die Problematik mit gesprengten Geldautomaten vergangenes Jahr deutlich verschärft. Mit 37 Spregungen habe man 2022 in Bayern einen Rekordwert verzeichnet werden (2020: 24, 2021: 17). Auch bundesweit gab es vergangenes Jahr einen Rekordstand mit 493 Taten. Justizminister Eisenreich sagte, Geldautomatensprengungen seien "die Banküberfälle der Moderne". Während die Zahl "normaler" Banküberfälle deutschlandweit laut Bundeskriminalamt von mehr als 1.600 im Jahr 1993 auf 28 im Jahr 2021 stark gesunken ist, nimmt das Sprengen von Geldautomaten erheblich zu.

Laut Herrmann sind auch die Bankenwirtschaft und die Automatenhersteller in der Verantwortung, es den Tätern so schwer wie nur möglich zu machen. Die Maßnahmen im benachbarten Ausland und der dortige Rückgang der Sprengungen zeige, wie wichtig stärkere Vorkehrungen auch in Deutschland seien. Deutlich weniger Bargeld in den Automaten würde das Aufsprengen weniger lukrativ machen. "Ein großes Potential sehe ich auch beim Einsatz von speziellen Einfärbe- und Klebesystemen, die die Geldnoten unbrauchbar machen." Dadurch würde sich eine Sprengung nicht mehr lohnen, sagte Herrmann.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden