Nürnberg (epd). Forschende der Geographie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben untersucht, wie Integration auf dem Land durch Ehrenamt gelingen kann. Vor allem in ländlichen Räumen spielten Freiwillige eine wichtige Rolle, um Geflüchtete oder Eingewanderte gesellschaftlich einzubinden, sagte FAU-Geograph Stefan Kordel, Leiter des Forschungsprojektes, laut Mitteilung der Universität am Dienstag. "Die Zahl derer, die sich für Migrantinnen und Migranten einsetzen, ist aber rückläufig." Im Rahmen der Studie seien Gespräche mit Ehrenamtlichen in vier Landkreisen in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Bayern und Sachsen-Anhalt geführt worden.

Die Interviews mit 53 Ehrenamtlichen ergaben laut Mitteilung, dass sich vor allem ältere Frauen engagieren, die höher gebildet sind. Als Motivation für ihr Engagement nannten sie oft Neugier an Menschen, Interesse an interkulturellen Begegnungen oder eine altruistische Grundhaltung. Die Beziehung zwischen den Ehrenamtlichen und der Zielgruppe sei in der Regel durch Empathie und Wertschätzung geprägt. Schwierig werde es, wenn die Engagierten sich überfordert fühlen oder unterschiedliche Vorstellungen über Nähe und Distanz bestehen. Nicht selten stoße die ehrenamtliche Arbeit auf Ablehnung in der Lokalbevölkerung, was bis hin zum Abbruch des Engagements führen könne.

Interviews seien auch mit 72 Personen geführt worden, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland zugewandert sind und sich ehrenamtlich engagieren. Diese seien jünger, eher männlich und ebenfalls gut gebildet. "Die Interviews zeigen, dass Ehrenamt, wie es in Deutschland praktiziert wird, im Herkunftsland entweder nicht existent oder nicht erlaubt ist", sagte Projektmitarbeiter Tobias Weidinger. Die Beweggründe für das Engagement ähnelten denen der Einheimischen. Hinzu komme beispielsweise der Wunsch, die eigene Integration zu verbessern oder sich solidarisch mit anderen Zugewanderten zu zeigen.

Die Ergebnisse der Studie EMILIE (Ehrenamtliches Engagement für und von Migrantinnen und Migranten in ländlichen Räumen), die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wurde, sollen in politische Handlungsstrategien einfließen. Dazu zählten ein niedrigschwelliger Einstieg durch mehrsprachige Informationen und einfache Registrierung, Engagementberatung und Talente-Checks durch Freiwilligenagenturen, Räume für den Erfahrungsaustausch oder eine verlässliche Förderung und Aufwandsentschädigung.

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