Nürnberg (epd). Vom Bild Albrecht Dürers "Vertreibung aus dem Paradies" aus dem Jahr 1550 bis zur Grafik der Routen von Flüchtlingen über das Mittelmeer im Jahr 2022 reicht der Bogen der Sonderausstellung "Horizonte - Geschichten und Zukunft der Migration" im Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg. Mit rund 150 Objekten nimmt sie ab Donnerstag (30. März) die vielen Ebenen des Themas Migration in den Blick und legt den Schwerpunkt auf die letzten 200 Jahre. Die Schau, die am Dienstag präsentiert wurde, ist aufgegliedert in die Phasen Aufbruch, Weg und Ankunft und anschließend einem Blick in die Zukunft.

Eines der Sinnbilder für Migration ist das wolkenverhangene Meer. Die Ausstellung zeigt ein Gemälde von Gerhard Richter, dem "Aufbruch und Neuanfang vertraut", seien, so der Begleittext. 1932 in Dresden geboren, studierte Richter dort an der Kunstakademie. 1961 floh er aus der DDR in den Westen. Von seinem Frühwerk ist kaum etwas erhalten. Der damals knapp 30-Jährige fing in Düsseldorf noch einmal von vorn an.

Die Ausstellung will Migration nicht nur als Krise und Bedrohung zeigen, schreibt der Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, Daniel Hess, im Katalog. "Wir wollen ein zentrales Thema unserer Zeit, das durch die weltweite demografische Entwicklung und den Klimawandel an zusätzlicher Dynamik gewinnen wird, kulturgeschichtlich verankern."

Die Sektion "Ankunft" stellt exemplarisch Personen mit Fluchterfahrung vor. Autorin Judith Kerr fand in London eine neue Heimat. Zahlreiche Siebenbürgen führte das Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland. Eine Installation von Ayse Özel aus dem Jahr 2023 zeigt, was Gastarbeiterinnen aus der Türkei in den 1960er-Jahren und später wichtig war: ein Teegeschirr, aber auch der Pass, das wichtigste Dokument für Aus- und Einreisen.

Das Motiv des Passes findet sich auch im Projekt "Living Memory" der Fotokünstlerin Catrine Val von 2020 wieder, die Aufnahmen von Überlebenden des Holocausts und deren Nachfahren schuf. Ergänzend sind Ergebnisse eines Schulprojektes zu sehen, in dem Schülerinnen über Migrationserfahrungen in der eigenen Familie nachdenken.

Science-Fiction-Helden führen in die Abteilung Zukunft. Denn sie nahmen bereits "Kopf-Reisen" vorweg, die sich später erfüllten, etwa die Mondlandung oder die ersten Reisen ins All. Für diese Pioniere steht in der Sonderausstellung besonders Perry Rhodan.

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