München, Genf (epd). In der Ukraine sind laut Streubomben-Monitor 2022 mindestens 689 Zivilisten und Zivilistinnen durch Streubomben getötet worden. Die Dunkelziffer sei vermutlich höher, heißt es in dem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Bericht der Hilfsorganisation Handicap International (HI) mit Sitz in München. Man habe die Zivilisten teilweise absichtlich treffen wollen, sagte die Leiterin der politischen Abteilung von HI, Maria Fischer: "Diese Waffe muss verschwinden".
Der Oslo-Vertrag verbiete den Einsatz von Streubomben, heißt es in der Mitteilung. Trotzdem seien sie sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Armee eingesetzt worden - vorwiegend in bewohnten Gebieten. Da 40 Prozent der Streumunition nicht direkt explodiere, gefährde sie weiterhin latent die Zivilbevölkerung. Im Berichtsjahr 2021 stammten 97 Prozent aller Opfer von Unfällen mit nicht-explodierten Submunitionen aus der Zivilbevölkerung. 60 Prozent der Opfer solcher Unfälle seien Kinder gewesen.
Weltweit seien 149 Menschen Opfer von Blindgängern geworden. HI appellierte an die Vertragspartner des Oslo-Vertrages, die sich von 30. August bis 2. September in Genf zu einer Konferenz treffen, "den Einsatz dieser barbarischen Waffen systematisch zu verurteilen und die Verantwortlichen für ihren Einsatz zur Rechenschaft zu ziehen".
Der Oslo-Vertrag untersagt den Einsatz, die Herstellung, den Transfer und die Lagerung von Streumunition. Bisher haben 123 Staaten den Vertrag unterzeichnet. Der Streubomben Monitor 2022 bewertet die Umsetzung des Oslo-Vertrags. Im aktuellen Bericht seien Daten von Januar bis Dezember 2021 sowie Informationen bis August 2022 aus der Ukraine enthalten.