Nürnberg (epd). Zwei Monate nach seiner Selbstanzeige wegen Diebstahls aus Müllcontainern von Supermärkten hat der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt der Politik Verzögerungen beim Lebensmittelrettungsgesetz vorgeworfen. Er sei "verärgert", so Alt in einer Mitteilung vom Montag, weil das FDP-geführte Bundesjustizministerium auf Medienanfragen hin behauptet habe, dass zu einem Lebensmittelrettungsgesetz die "Meinungsbildung innerhalb der Bundesregierung, ob gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht, noch nicht abgeschlossen" sei. Dies widerspreche der Zusage aus dem Koalitionsvertrag, dass man Lebensmittelverschwendung "verbindlich reduzieren" wolle, so Alt.
Er habe sich am 21. Dezember 2021 selbst wegen Diebstahls angezeigt, um das sogenannte Containern zu entkriminalisieren und ein "Essen-retten"-Gesetz und eine klimawandel-resiliente Agrarwirtschaft zu fordern. Reaktionen aus der Politik auf seine Aktion seien vor allem von Grünen-Politikern gekommen. Auch die Linken hätten Unterstützung zugesagt. Wenig bis gar keine Resonanz habe Alt von FDP- und SPD-Politikerinnen und -Politikern erhalten. Die Nürnberger CSU-Stadtratsfraktion habe ihn aber immerhin zu einem Gespräch eingeladen, um mögliche Unterstützungsmöglichkeiten zu sondieren, so Alt.
Der Priester zeigte sich auch enttäuscht, dass die Protestaktionen der Gruppe "Aufstand der letzten Generation" seit Ende Januar zu einer Diskussion über die Frage geführt hätten, was Ziviler Ungehorsam dürfe und was nicht. Dabei ginge es auch diesen Aktivisten darum, mit Nachdruck ein "Essen-retten"-Gesetz zu fordern.
Alt hatte am Wochenende vor Weihnachten an drei Nürnberger Supermärkten Gemüse, Fertiggerichte, Brot und Milchprodukte beim sogenannten "Containern" aus Mülltonnen gestohlen. Die Lebensmittel verschenkte er zwei Tage später in der Innenstadt vor einer Discounterfiliale.