München (epd). Demokratien weltweit sind nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx einem massiven Stresstest ausgesetzt. Die Kirche sei deshalb aufgefordert, sich immer wieder neu in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen, sagte der Erzbischof von München und Freising laut Pressemitteilung vom Freitag bei einer Feier des Kolping-Gedenktags am Donnerstagabend. "Wir müssen politischer werden, denn die Kirche kann sich nicht gleichgültig gegenüber Staatsformen verhalten", erklärte Marx im Münchner Kolping-Haus.
Seit einigen Jahren kehrten in Deutschland und Europa autoritäre Kräfte zurück. Doch die Politik brauche "statt einer rein nationalstaatlichen eine globale Sicht auf die aktuellen Probleme", sagte Marx. Die individuelle Würde des Menschen sei die Grundlage des Zusammenlebens aller Menschen. "Wir sind alle für alle Brüder und Schwestern und damit eine Menschheitsfamilie", so der Kardinal.
Zugleich warnte der Erzbischof vor der Erwartung, dass "Frömmigkeit allein die Gesellschaft besser machen kann". Erst das Zusammenspiel von Demokratie, christlichem Menschenbild, sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten schaffe eine Gesellschaft, in der die Würde jedes Einzelnen zur Geltung komme, betonte Marx.
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Es wäre ja schon ein…
Es wäre ja schon ein Fortschritt, wenn der Herr Kardinal zumindest annehmen würde das gelebter Glaube (und nicht nur ein dehnbares Menschenbild) zumindest im Kleinen der Welt guttut. Leider hat man bei manchen Theologen den Eindruck sie seien die größten Atheisten. Gott oder gar Christus kommt im ganzen Text gar nicht mehr vor und das berühmte Wort, dass das Reich Gottes nicht von dieser Welt sei scheint er auch nicht zu kennen oder bewußt zu ignorieren. Wenn ich Politik machen will, gehe ich auf die Straße, schreibe Petitionen oder gehe zur Wahl. Die Kirche braucht es dafür nicht.