München (epd). Wenige Tage vor dem 85. Jahrestag hat Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, an den Abriss der Münchner Hauptsynagoge am 9. Juni 1938 erinnert. Die tiefe Trauer der Menschen während des letzten Gottesdienstes vor dem Abriss am Abend des 8. Juni habe sich ihr bis heute ins Gedächtnis eingebrannt, sagte Knobloch laut einer Mitteilung vom Dienstag. "Ich habe in meinem Leben selten ein solches Unglück in den Gesichtern gesehen wie an diesem Tag", erinnert sich Knobloch, die damals 5 Jahre alt war. Die Synagoge wurde binnen eines Monats abgebrochen und das Gelände in einen Parkplatz umgewandelt.

Mit dem Abriss der Synagoge hätten die Nationalsozialisten nicht nur das Ende der alten Münchner Gemeinde besiegelt, sondern auch die Gewaltexzesse des 9. November vorbereitet, sagte Knobloch weiter. "Die sichtbare Existenz des Judentums in Deutschland selbst stand jetzt zur Debatte." Aus der Bevölkerung sei kein Widerstand gekommen.

Mit der neuen Hauptsynagoge habe die jüdische Gemeinschaft Münchens heute zwar wieder ein Zuhause in der Stadt. Knobloch warnte jedoch vor neuen Bedrohungen für die Demokratie durch den Aufstieg rechtsextremer Kräfte und eines neuen alten Judenhasses: "Wir kämpfen nicht gegen den Hass der Geschichte. Wir kämpfen gegen den Hass von heute."

Am 12. Juni um 19 Uhr wird es im Jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz eine Gedenkveranstaltung und ein Gedenkkonzert geben. Neben dem Abriss der Hauptsynagoge werde dort auch dem langjährigen Kantor der alten Hauptsynagoge, Emanuel Kirschner (1857-1938), gedacht, hieß es weiter. Nach Grußworten von Knobloch und dem Münchner Kulturreferenten Anton Biebl wird der Historiker Andreas Heusler Leben und Werk Kirschners vorstellen.

Bereits am Nachmittag des 12. Juni (16 Uhr) werden in der Herzog-Max-Straße, nahe dem Gedenkstein für die alte Hauptsynagoge, Erinnerungszeichen für Emanuel und Ida Kirschner sowie für Leopold und Gisela Goldlust enthüllt.

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