Hilpoltstein (epd). Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kritisiert die Entscheidung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), vier Prozent Artenvielfaltsflächen auf Äckern im Jahr 2023 für die Produktion von Getreide freizugeben. Durch diese Maßnahme und das Aussetzen der Fruchtfolgepflicht ändere sich nichts an den Ursachen der Nahrungsknappheit, heißt es in einer Mitteilung des Naturschutzverbands am Montag. "Der Hunger auf der Welt ist nicht ein Problem der Menge, sondern der Verteilung", sagte LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. Hunger werde durch strukturelle Armut verursacht, sodass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen Lebensmittel nicht leisten könnten. "Die Welt muss der Spekulation mit Weizen an der Börse ein Ende setzen", so Schäffer.

Der LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy kritisierte, dass in Deutschland 60 Prozent des Getreides, 25 Millionen Tonnen, zum Füttern von Schweinen, Rindern und Geflügel gebraucht würden. "Wenn Getreide direkt in die menschliche Ernährung geht, können davon rund siebenmal so viele Menschen ernährt werden wie über den Umweg der Fleischproduktion", betone Luy. Er bemängelte außerdem, dass 14 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands für den Anbau von Nutzpflanzen für Biogas und Biotreibstoffe verwendet werde. Auf einem Teil davon könnte stattdessen Getreide für Brot angebaut werden. Biogasanlagen würden 20 bis 40 Mal so viel Fläche wie Solaranlagen verbrauchen, die die gleiche Energiemenge erzeugen könnten, so der Landwirtschaftsreferent.