Ein Münchner Forschungsteam hat mit einem Strategiewechsel bei der Entwicklung eines Medikaments gegen das Coronavirus offenbar erste Erfolge erzielt. Die Wissenschaftler hätten ein Protein entwickelt, das im Zellversuch die Infektion durch das Virus und seine Varianten zuverlässig verhindere, teilte Professorin Ulrike Protzer vom Institut für Virologie der Technischen Universität München (TUM) am Dienstag mit. Bisher habe es bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Covid-19 nur Teilerfolge gegeben, der aktuelle Strategiewechsel der Forscherinnen und Forscher sei nun vielversprechend.

Antikörper-Therapie gegen Covid-19 ist anfällig für Mutationen

Bisher seien die wirksamsten medikamentösen Therapien gegen SARS-CoV-2 sogenannte Antikörper-Therapien. Jedoch könne sich das Virus durch Mutation dem Angriff durch die therapeutischen Antikörper entziehen. "Sowohl Impfstoffe als auch Antikörper-Medikamente haben das Problem, dass das Virus ihnen mit jeder erfolgreichen Mutation ein klein wenig ausweicht", erklärte Protzer. Dadurch entstehen sogenannte "Immune-Escape"-Varianten.

Neues Medikament blockt Spike-Protein des Virus

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), von Helmholtz Munich und der Münchener Formycon AG verfolgen daher eine andere Strategie und schufen einen Wirkstoff, der das Spike-Protein des Virus blockiert. In Zellkulturversuchen konnten sie damit das Virus laut Mitteilung der TUM komplett neutralisieren und eine Infektion verhindern.

"Auch wenn die Impfung schwere Krankheitsverläufe sehr zuverlässig verhindert, die deutlich ansteckenderen Delta- und Omikron-Varianten haben gezeigt, dass sich sowohl Genesene als auch Geimpfte erneut anstecken können", sagte Protzer. Vor dem Hintergrund zukünftiger, möglicherweise noch ansteckenderer Varianten brauche es daher neben der Impfung auch einen breit wirksamen Wirkstoff gegen das Virus.

Beginn mit klinischen Studien in der ersten Hälfte von 2022

Laborversuche mit dem Fusionsprotein, dem ursprünglichen Virus und den Varianten Alpha, Beta und Delta waren laut Mitteilung vielversprechend. Versuche mit der Omikron-Variante seien gerade gestartet. Die Forscher gehen davon aus, im ersten Halbjahr des kommenden Jahres mit klinischen Studien beginnen zu können.