München (epd). Der im Mai gegründete Bayerische Landesjugendpopchor will die Chorszene jenseits der klassischen Musik erweitern und professionalisieren. Der Chor wolle junge, musikalisch begabte Sängerinnen und Sänger fördern und Ausbildungsmöglichkeiten für Pop-Chorleitung etablieren, sagte Philipp Weiß, Mitglied des Leitungsteams, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Träger des Projekts ist der Bayerische Musikrat.
Bislang gebe es in Bayern keine professionellen Anlaufstellen für Sängerinnen und Sänger, deren musikalische Interessen in populäre Stilrichtungen gehen. "In traditionellen Chören mit dem Fokus auf einer klassischen Gesangsausbildung können diese jungen Talente ihre stimmlichen Fähigkeiten nicht optimal entwickeln", erklärte Weiß im Gespräch. Der Landesjugendpopchor lege bewusst Wert auf eine ausgewogene Balance zwischen Auswahl- und Breitenförderung. Nur so könne die Pop-Chor-Szene in Bayern in den kommenden Jahren weiter wachsen und sich professionalisieren.
Das musikalische Repertoire des Landesjugendpopchores werde "stilistisch breit angelegt", sagte Weiß. Es reiche von aktuellen Pop-Hits von Ed Sheeran bis hin zu Jazz-Arrangements aus den 1970er- und 1980er-Jahren. "Das Genre des Jazz-Pop-Chorsingens hat sich erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt, seine Wurzeln liegen in der afro-amerikanischen Tradition", sagte Weiß.
Im Landesjugendpopchor wolle man besonders Wert darauf legen, dass die jungen Leute improvisieren. Im Mittelpunkt stehe der kreative Chorprozess, durch den die Sängerinnen und Sänger ihre musikalische Entwicklung vorantreiben könnten. "Dadurch ist Pop-Chormusik sehr viel individueller ausgerichtet", sagte Weiß.
Mit dem Chorprojekt soll auch eine Lücke in der musikalischen Ausbildungslandschaft geschlossen werden. "An den bayerischen Hochschulen gibt es zahlreiche Professuren für die Chorleitung im klassischen Bereich. Ein vergleichbares Angebot für die Pop-Chorleitung fehlt bislang", sagte Weiß. Viele Leiterinnen und Leiter von Pop-Chören wüssten derzeit nicht, wo sie sich gezielt ausbilden lassen könnten. "Sie machen es einfach und können das auch oft sehr gut", erklärte Weiß.
Die inhaltliche, organisatorische und finanzielle Verantwortung für die Gründung und den laufenden Betrieb des Landesjugendpopchores liegt beim Bayerischen Musikrat. Finanziell unterstützt wird der neue Chor aus Mitteln der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, die 63.000 Euro aus der sogenannten "Fraktionsreserve" gibt. Der Landesjugendpopchor richtet sich an musikalisch interessierte Jugendliche im Alter von 16 bis 27 Jahren. Das Ensemble soll etwa 40 Sängerinnen und Sänger umfassen.
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