Berlin, München (epd). Die Bundesregierung hat die Entscheidung der Angehörigen der Opfer des Münchner Olympia-Attentats bedauert, der geplanten Gedenkveranstaltung fernzubleiben. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte am Freitag in Berlin, die Regierung bedauere die Absage und ebenso, dass es bisher nicht gelungen sei, zu einem Konsens über weitere Anerkennungsleistungen zu kommen. Die Gedenkfeier soll in München stattfinden. Das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft in München jährt sich am 5. September zum 50. Mal.

Regierungssprecher Hebestreit erklärte, in Hinblick auf die Bedeutung der deutsch-israelischen Beziehungen und die tiefen Verletzungen der Angehörigen durch den grausamen Anschlag in München halte die Bundesregierung eine Neubewertung des Umgangs mit den Ereignissen damals für erforderlich. Dazu zähle auch die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen. Er betonte, dass die Bundesregierung mit den Hinterbliebenen im Gespräch bleiben wolle. Details wollte Hebestreit nicht nennen.

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, äußerte sein Bedauern über die Entscheidung der Angehörigen. "Ich bin der Auffassung, dass die Bundesregierung den Angehörigen und Hinterbliebenen des Olympia-Attentats ein faires Angebot gemacht hat", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag). Er betonte, dass es für die Bundesregierung "handlungsleitend" sei, das Leid der Opfer anzuerkennen. "Deswegen würde ich mich freuen, wenn es doch noch zu einer Verständigung mit den Opferfamilien käme", sagte er.

Ende Juli hatte der neue deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, den Angehörigen in Tel Aviv eine Entschädigung angeboten, deren Summe von diesen als "beleidigend" bezeichnet und abgelehnt worden war. Den Opferfamilien zufolge geht es insgesamt um eine Summe von zehn Millionen Euro für alle Hinterbliebenen, wobei ihren Angaben zufolge frühere Zahlungen aus 1972 und 2002 von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollen. Die Leistungen sollen der Bund, das Land Bayern und die Landeshauptstadt München übernehmen. Laut Bundesinnenministerium sieht das Angebot der deutschen Seite auch eine umfassende Aufarbeitung durch eine deutsch-israelische Historiker-Kommission und eine Öffnung der Archive vor.

Der Bundesopferbeauftragte Pascal Kober (FDP) mahnte eine einvernehmliche Lösung an. Er sagte dem Nachrichtenmagazin Spiegel (Freitag): "Deutschland trägt eine politische Verantwortung, der wir uns stellen müssen, auch und insbesondere im Hinblick auf das einzigartige Verhältnis zu Israel." Er wisse, dass es unterschiedliche Sichtweisen gebe, auch unter den Angehörigen der Opfer. Doch wünsche er sich, dass eine Lösung gefunden werde, "die die Interessen aller Beteiligten bestmöglich vereint", sagte Kober.

Bei den Olympischen Sommerspielen im München im Jahr 1972 überfielen am 5. September palästinensische Terroristen die israelische Mannschaft, töteten zwei Menschen und nahmen neun Sportler als Geiseln. Sie verlangten von Israel die Freilassung von palästinensischen Terroristen und von Deutschland die Freilassung der RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Ein Befreiungsversuch der Geiseln durch deutsche Sicherheitsbehörden scheiterte. Am Ende starben alle Geiseln, ein bayerischer Polizist und fünf Terroristen.