München (epd). Nach Ansicht der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing gibt es kein schlagkräftiges Argument gegen die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Die Anliegen des aus verschiedenen Jugendorganisationen, Parteien und Verbänden bestehenden Bündnisses "Vote 16" seien nachvollziehbar, sagte die Professorin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Münch sieht eher zahlreiche Vorteile: Etwa, dass die Erstwähler mit 16 oder 17 Jahren größtenteils noch zur Schule gingen. "So könnte man gezielt informieren und zur Teilnahme an der Wahl animieren", erläuterte sie.

Es gebe eigentlich nur ein "nachvollziehbar formales Argumente" gegen die Absenkung des Wahlalters, sagte Münch. Dies sei "die Notwendigkeit, die Bayerische Verfassung dafür zu ändern". Das sei eine "große Hürde", weil es einen enormen Aufwand für eine relativ kleine Gruppe an Wahlberechtigten bedeuten würde, erläuterte sie. Offizielle statistische Zahlen nur zu den 16- und 17-Jährigen in Bayern gebe es nicht. "Die Gruppe der 15- bis 18-Jährigen umfasst in Bayern laut Statistischem Landesamt rund 314.000 Personen, die Zahl der neuen Wahlberechtigten wäre also noch mal geringer", sagte die Politikwissenschaftlerin weiter.

Das von Gegnern oft genannte Argument, dass die Wahlbeteiligung von Erstwählern schon jetzt unterdurchschnittlich sei, lässt Münch nicht gelten: "Wir wissen aus der Forschung, dass Wählen etwas mit Gewohnheit zu tun hat." Wählen müsse man lernen. "Und wenn ich in einer Familie aufwachse, in der Wählen keine Rolle spielt, dann gehe ich ab dem 18. Geburtstag in der Regel auch nicht zur Wahl." Insofern hätte man auf jüngere Heranwachsende, die noch zur Schule gehen, über die politische Bildung dort mehr Einfluss, sagte sie. Dies sei also eher ein Argument für eine Absenkung des Wahlalters als dagegen, findet Münch.

Ein Bündnis aus verschiedenen Jugendorganisationen, Parteien und Verbänden will das Wahlalter für die Landtags- und Kommunalwahlen in Bayern von derzeit 18 auf künftig 16 Jahre senken. Am kommenden Mittwoch (3. Mai) startet "Vote 16" in München mit der Unterschriftensammlung die erste Phase des geplanten Volksbegehrens.

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