München (epd). Antisemitische Vorfälle in Bayern nehmen stetig zu. Im vergangenen Jahr registrierte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) 447 antisemitische Vorfälle und damit 82 Prozent mehr als noch 2020, teilte RIAS am Montag bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2021 in München mit. Besonders viele Vorfälle habe es im Rahmen von Protesten gegen Corona-Beschränkungen gegeben sowie bei israelfeindlichen Demonstrationen im Mai und Juni 2021 und als Direktnachrichten im Internet, sagte Annette Seidel-Arpaci, Leiterin von RIAS Bayern.

Dokumentiert wurden drei Angriffe, 15 Bedrohungen, 21 gezielte Sachbeschädigungen, 32 Massenzuschriften und 376 Fälle von verletzendem Verhalten, die oft unterhalb der Strafbarkeitsschwelle blieben. 148 Vorfälle hatten einen Corona-Bezug, 86 davon ereigneten sich auf Versammlungen, etwa indem durch das Tragen von "gelben Sternen" bei Coronaprotesten die Opfer der Schoah verhöhnt wurden. Einen starken Anstieg gab es im Online-Bereich von 45 auf 155 Fälle.

Bei 61 Prozent der Fälle sei ein bestimmter politisch-weltanschaulicher Hintergrund der Täter nicht zu erkennen gewesen, hieß es weiter. Bei den Fällen mit einem festgestellten politischen Hintergrund steht an erster Stelle mit 78 Vorfällen das verschwörungsideologische Milieu. 42 Vorfälle hatten einen rechtsextremen Hintergrund, 36 einen antiisraelischen.

"Das sind nicht nur Zahlen, es geht hier auch um Lebensalltag", sagte Seidel-Arpaci. Die Anfeindungen und Bedrohungen, aber auch teilweise "unsäglich alltäglich dahingesagte" Beleidigungen, die Jüdinnen und Juden in Bayern erlebten, seien nicht hinnehmbar.