München (epd). Die Einführung des Ethikunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht hat die Religiosität der Schülerinnen und Schüler im Erwachsenenalter laut einer neuen Studie verringert. Auch nahm die Wahrscheinlichkeit ab, dass sie am Gottesdienst teilnehmen, beten oder Mitglied einer Kirche sind, teilte das ifo-Institut in München am Dienstag die Ergebnisse seiner Untersuchung mit. In Bayern können Schüler seit 1972 zwischen Religions- und Ethikunterricht wählen.

Der Rückgang an Religiosität habe Folgen für Familien und Arbeitsmarkt gehabt: "Nach der Einführung des Ethikunterrichts wurden traditionelle Einstellungen zur Aufgabenverteilung der Geschlechter und zur Notwendigkeit der Ehe zurückgedrängt", sagte ifo-Forscher Benjamin Arold. Es habe weniger Ehen und Geburten gegeben, dafür stiegen Arbeitsmarktbeteiligung, Arbeitszeiten und das Lohnniveau. Die Lebenszufriedenheit oder ethisches Verhalten wie ehrenamtliches Engagement habe die Unterrichtsreform dagegen nicht beeinflusst.

Grundlage der Studie waren Umfragedaten von mehr als 58.000 Erwachsenen, die zwischen 1950 und 2004 in Westdeutschland eingeschult wurden. Die westdeutschen Bundesländer ersetzten den verpflichtenden Besuch des Religionsunterrichts zu unterschiedlichen Zeitpunkten durch eine Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Ethikunterricht - von 1972 in Bayern bis zum Jahre 2004 in Nordrhein-Westfalen. Vor der Reform war der verpflichtende Religionsunterricht laut Mitteilung sehr intensiv: Während der gesamten Schulzeit umfasste er rund 1.000 Unterrichtsstunden, etwa viermal so viel wie der Physikunterricht.