Würzburg, München (epd). Aus Protest gegen die zunehmende Radikalisierung des Diskurses auf X (ehemals Twitter) haben mehr als 60 deutsche Hochschulen und Forschungsinstitutionen ihren Abschied von der Social-Media-Plattform angekündigt. Auch zahlreiche Hochschulen in Bayern beteiligen sich. Der Rückzug von X sei Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen wie Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs, teilte die Julius-Maximilians-Universität Würzburg am Freitag mit.
Die Veränderungen der Plattform X - von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite - machten eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar, hieß es. Der Austritt der Institutionen unterstreiche "ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben."
Aus Bayern haben unter anderem die Universität Bamberg, die Universität Bayreuth, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Hochschule München, die Hochschule für Philosophie München und die Universität Würzburg die Erklärung unterzeichnet und ihren Rückzug von X angekündigt.
Die jetzt verkündete Entscheidung betrifft laut Mitteilung nur den offiziellen X-Account der Universität. Lehrstühle, Institute, Arbeitsgruppen oder Einzelpersonen bleibe die Entscheidung selbst überlassen, ob sie auf der Plattform weiter agieren möchten.
Zudem betreffe die Entscheidung ausschließlich die X-Accounts der beteiligten Institutionen und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse werde man die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen aber weiter aufmerksam beobachten, hieß es. Hintergrund ist, dass mittlerweile auch der Meta-Konzern angekündigt hat, in den USA seine Faktenchecks auf Plattformen wie Facebook oder Instagram einzustellen. Die Uni Würzburg verwies zudem auf ihren neuen Account auf der Plattform bluesky.
Die beteiligten Einrichtungen haben unter Federführung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine gemeinsame Presseerklärung herausgegeben.
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