Erlangen, Kempten (epd). Das Pflegesystem steht nach Ansicht des Arbeiter-Samariter-Bunds Bayern (ASB) vor dem Kollaps. Es gebe bereits seit Langem viel zu wenig Pflegepersonal, sagte ASB-Landesgeschäftsführer Jarno Lang am Donnerstag in einer Mitteilung seines Verbands. Zugleich steige die Nachfrage nach Pflege und generell nach Begleitung oder Betreuung im Alter. Auch die Kosten für die Pflege würden ständig steigen und es gebe keine ausreichende Refinanzierung, kritisiert Lang. Die Probleme würden die ambulante und die stationäre Pflege treffen. "Es ist absehbar, dass das Pflegesystem nicht mehr lange zukunftstragend ist und daher vor dem Zusammenbruch steht".

Markus Dinnebier, Leiter des ambulanten Pflegedienstes des ASB im Allgäu, berichtete in der Mitteilung, dass immer mehr Menschen keine professionelle Pflege in den eigenen vier Wänden finden würden. Er müsse täglich viele Anfragen von Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen absagen. In den vergangenen drei Jahren sei er einige Male gezwungen gewesen, bestehende Versorgungsverträge zu kündigen, sagte Dinnebier. Wegen des Personalmangels könnten seine Einrichtungen etwa 15 Prozent weniger Klientinnen und Klienten versorgen.

Die Suche nach einem Pflegedienst "gleicht einem Glücksspiel, denn bei anderen Trägern sieht die Lage nicht anders aus", sagte der ASB-Heimleiter Reiner Walz aus Coburg. In Stadt und Landkreis Coburg könnten derzeit über 100 Pflegeplätze wegen der kritischen Personalsituation nicht belegt werden. Seiner Ansicht nach hat der Mangel auch mit der schleppenden Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen im Bereich der Pflege zu tun. Der Gesetzgeber habe zu lange auf die pflegenden Angehörigen gesetzt, sagte der Heimleiter. "Viele bringen jedoch nicht mehr die Kraft auf, sind selber erschöpft oder aber bereits krank".

Der ASB betreibt nach eigenen Angaben in Bayern an zwölf Standorten ambulante Pflegedienste und zehn Seniorenheime.

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