Alena Buyx bedauere es zutiefst, dass der Ethikrat dazu kein offizielles Papier gemacht habe, sagte die Medizinethikerin am Mittwoch im Münchner Presseclub. Die Jungen hätten sich zurückgenommen und seien solidarisch gewesen mit den älteren Menschen.

"Diese Solidarität haben wir den Jungen nicht zurückgegeben."

Die Politik hätte dieses Thema zur Chefsache machen müssen, betonte Buyx, die an der Technischen Universität München lehrt und forscht.

Jugendliche in der Corona-Zeit

Für die jüngeren Menschen habe es noch keine Impfung gegen Corona gegeben, da hätten die Älteren schon wieder ins Restaurant oder feiern gehen wollen, kritisierte Buyx. Man hätte aber vielmehr alles dafür tun müssen, dass die Schulen offenbleiben.

Dass dies nicht passiert sei, sei eine "unerwiderte Solidarität" gewesen. Auch die jungen Erwachsenen hätten in der Pandemie keinen normalen Start in den Beruf und ins Studium gehabt. Die Jungen zeigten sich aber zum Glück "irrsinnig resilient" und krisenerprobt.

Die Politik müsse die junge Generation dennoch viel mehr berücksichtigen.

Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie läuft laut Buyx' Wahrnehmung derzeit in die falsche Richtung. Da werde "viel Quatsch" erzählt. Es gebe offenbar ein tiefes Bedürfnis, nach Schuldigen zu suchen. Sie habe die Sorge, dass in der Debatte zu sehr Zweifel an demokratischen Institutionen gesät werde. Diese Narrative hätten gerade ein Übergewicht in den sozialen Medien.

Aufarbeitung der Corona-Pandemie

Buyx gab zudem zu bedenken, dass die Corona-Impfung laut Studien 1,5 Millionen Menschen in Europa das Leben gerettet habe. Sie sei ein "bisschen empört", dass derzeit nur debattiert werde, wie falsch doch alles gewesen sei. Die Politiker in Deutschland hätten sich Entscheidungen nicht einfach gemacht, es sei um Menschenleben gegangen. In Großbritannien wiederum werde der damalige Premierminister Boris Johnson für seine Laissez-faire-Corona-Politik "gegeißelt".

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