In seiner Stellungnahme zu wissenschaftlicher Politikberatung gehe es nicht um eine Aufarbeitung der Pandemie-Politik, sagte die Ethikratsvorsitzende und frühere Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler.

In Zeiten zunehmender Fake-News und Wissenschaftsfeindlichkeit sei es wichtig, die "Möglichkeiten, aber auch Grenzen wissenschaftlicher Politikberatung" aufzuzeigen.

Die Corona-Pandemie habe vor Augen geführt, "dass auch wissenschaftliche Erkenntnisse zunächst beschränkt und uneindeutig sein können. Auch kann die Wissenschaft der Politik nicht die Entscheidungen abnehmen", sagte Breit-Keßler.

Wissenschaft und Politik

Für künftige wissenschaftliche Politikberatung fordert der Ethikrat ausreichend interdisziplinäre wissenschaftliche Expertise, die möglichst frühzeitig eingebunden werden soll, sowie eine verlässlichere Datengrundlage.

Außerdem schlägt er ein auf Dauer eingerichtetes interdisziplinäres Gremium vor, das die Koordination bestehender Beratungsformen übernehme, ohne selbst zu beraten. Ferner erwartet der Ethikrat von den Medien bei medizinischer Berichterstattung "weniger Sensationalismus und mehr Zurückhaltung".

Differenzierte Fehlerkultur

Grundsätzlich bedürfe es einer neuen, differenzierten Fehlerkultur, hieß es weiter. "Wer entscheidet und Verantwortung übernimmt, muss handeln dürfen - ohne im Nachhinein unsachlich kritisiert oder mit Schuldzuweisungen konfrontiert zu werden", sagte die Vorsitzende.

Der Bayerische Ethikrat berät seit seiner Einsetzung 2020 die bayerische Staatsregierung in ethisch relevanter Fragen. Seine Mitglieder haben laut eigener Angaben bisher sieben Stellungnahmen unter anderem zum assistierten Suizid, Künstlicher Intelligenz und aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie erarbeitet.

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