Besonders im privaten Umgang mit Trauernden fühlen sich viele Menschen verunsichert. Dabei entstehen Sätze, die zwar gut gemeint sind, den Trauernden jedoch nicht weiterhelfen. Oftmals können diese Floskeln sogar zur Belastung werden. Amelie Illert hat einige Tipps gesammelt, die uns sensibilisieren und Mut geben, eigene Formulierungen zu finden.
"Du kannst dich immer bei mir melden"
Auch wenn es nett gemeint ist, gibt es der/ dem Trauernden eine Aufgabe, für die sie oder er gerade keine Kraft findet, oft auch, weil sich Trauernde mit ihren Gefühlen als zu belastend empfinden für ihr Umfeld. Deshalb ist es besser anzubieten, unaufdringlich und regelmäßig selbst vorbeizuschauen oder anzurufen, so beweist du dein Interesse. Aber Vorsicht, biete nichts an, das deine Kapazitäten übersteigt! Als Trauernde/r abgewiesen oder ignoriert zu werden, verschlimmert das Gefühl der Ausgrenzung.
"Du musst jetzt stark sein, es muss weitergehen"
Hinweise, die Zeitdruck erzeugen, helfen nicht beim Trauern. Trauer braucht Zeit und Raum, ganz individuell. Denn während für die Menschen im eigenen Unfeld das Leben weiterläuft, muss der/die Trauernde sich nun auf ein anderes Leben einrichten, in dem der Verlust erstmal im Mittelpunkt steht. Auch Trauernden ist bewusst, dass es weiter gehen muss und wird, aber jetzt gerade ist dieser Weg noch nicht sichtbar. Es ist also wichtig, dass du mit Verständnis und Geduld eine eigene Trauerzeit zugestehst.
"Du hast ja immerhin noch andere Kinder/ Geschwister"
Leider eine häufige Aussage, die versucht, dem Verlust mit einem logischen Argument zu begegnen. Die oder der Trauernde weiß selbst, wer geblieben ist, aber niemand kann einen individuellen Menschen ersetzen und die entstandene Lücke füllen. Besser ist es also, Mut zuzusprechen, dass sie einander haben und nicht alleine sind.
"Die Zeit heilt alle Wunden"
Diese Floskel versucht zu beschreiben, dass Verletzungen vergehen. Das ist auch nicht ganz falsch, ignoriert aber den Fakt, dass jede Wunde auch Narben zurücklässt. Ähnlich ist es mit schweren Verlusten. Sie überdauern als Lücke und als Erfahrung, die von nun an Teil des Lebens wird. Diese Narbe bleibt bestehen. Die Zeit ermöglicht es bestenfalls, mit dieser Narbe zu leben.
"Sie / Er ist jetzt an einem besseren Ort"
Eine schöne Idee, der oft mit dem religiösen Glauben verbunden ist. Nicht jeder teilt diese Ansicht. Denn schließlich bleiben die Trauernden alleine zurückbleibt. Daher ist es ratsam, neutrale Aussagen zu treffen und vielleicht eine individuelle Vorstellung von dem Tod oder eine persönliche Anekdote zu beschreiben. Wenn dir hier nichts Passendes einfällt, machst du es richtig, wenn du dazu nichts sagst.
"Sie / Er hätte nicht gewollt, dass du traurig bist"
Vielleicht stimmt das sogar, aber dennoch wird mit dieser Aussage die/der Verstorbene oft als Vorwand genutzt, Trauer zu unterbinden, da es sehr belastend ist für das Umfeld, dieses Gefühl zu sehen und aushalten zu müssen. Es ist wichtig zu trauern und zu lernen, mit dem Verlust umzugehen. Besser ist es also zuzusprechen, dass der oder die Verstorbene gewollt hätte, dass die Trauernden so mit ihren Gefühlen umgehen, wie es ihnen selbst am besten hilft.
"Ich weiß genau, wie du dich fühlst"
Mit diesem Satz versuchen viele Menschen, ihre Empathie zu bezeugen. Leider folgt in vielen Fällen ein unpassender Vergleich. Jeder Verlust wird individuell empfunden, keine Trauer ist vergleichbar. Wir können nicht in das Gegenüber hineinsehen und -fühlen, daher ist es am besten, auf einen Vergleich ganz zu verzichten. Biete lieber an, von deiner eigenen Geschichte zu erzählen, wenn es gewünscht wird.
Mit Trauer umzugehen, müssen wir lernen. Wenn es schwer wird, die Trauer anderer auszuhalten und wir verunsichert sind, dann ist das ganz normal. Auch darüber können wir mit den Trauernden sprechen.
Da zu sein ist das Wichtigste für Trauernde. Du darfst zugeben, dass du überfordert bist und du darfst auch schweigen, denn oft ist genau das die größte Hilfe.
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