Mit den Filmen um seine Comic-Figur "Werner" erreichte Rötger Feldmann in den 1990er Jahren ein Millionenpublikum. Das Fußballspiel zwischen Süderbrarup und "Holzbein Kiel", das Installateurlehring Werner im ersten Film "Beinhart!" moderiert, hat bis heute Kultstatus. Um den Kieler Zeichner Feldmann, auch bekannt als Brösel, ist es aber seit einigen Jahren ruhig geworden. Am 17. März feiert Brösel seinen 70. Geburtstag - und will es mit einer Streaming-Serie um Werner nochmal "kesseln" lassen.

Mit Bikerjacke, Röhrenjeans und Schiebermütze präsentierte sich Rötger Feldmann kurz vor seinem runden Geburtstag in seiner Kieler Stammkneipe "Club 68" jung geblieben und lässig. Seinen 70. will er aber nicht feiern. "Ich verpiss' mich, wir fahren weg", sagte Feldmann. Mit 18 könne man feiern, dass man "den Lappen" bekommt. "Soll ich jetzt feiern, dass es jedes Jahr schlimmer wird? Mach' ich nich." Vom Bett aus die Fernsehserie "Pastewka" gucken - das sei für ihn das Größte, sagte Brösel und nippte statt am "Bölkstoff" an grünem Tee.

Der Zeichner und Motorradliebhaber ist mit seiner Frau am liebsten in seiner "Burg", einem alten Hof in der Nähe von Kiel. Dort ist die Ideenschmiede der Feldmanns, da bastelt das Paar seit eineinhalb Jahren an der Wiederauflage der zwölf Werner-Comics im Selbstverlag. "Ich bin jetzt hauptberuflich Pixel-Quäler. Die Farben der früheren Bücher von dem alten Verlag waren schlecht. Die haben sich keine Mühe gegeben", sagte Feldmann.

Seine Frau und Managerin Petra bestätigte: "Mit seinen Anmerkungen hat Rötger immer Recht. Aber der Prozess dauert dadurch lange und kostet Nerven." Auf das Ergebnis ist das Paar stolz. Neun Bücher sind inzwischen fertig, an den Bänden "Ouhauerha!", "Freie Bahn mit Marzipan!" und "Wer bremst, hat Angst!" wird noch gearbeitet.

Und dann sind da noch zwei weitere Projekte, die Brösel umtreiben. Aus dem ehemaligen Schweinestall auf seinem Hof soll ein "Kultschuppen" werden, in dem Zeichenworkshops und Ausstellungen stattfinden. Seine Frau Petra, die er auch liebevoll "Bröseline" nennt, spricht von einem "Wernermuseum". Das gefällt Brösel gar nicht. "Das klingt wie Mausoleum! Dann bin ich tot, da hab ich kein' Bock drauf!"

Die Eröffnung des Kultschuppens ist eigentlich zu Brösels 71. Geburtstag am 17. März 2021 geplant. Dann wird auch die Comicfigur Werner 40 Jahre alt. Der erste Band "Werner oder was?" erschien am 17. März 1981. Der Umbau des denkmalgeschützten Hofes kostet jedoch viel Geld. Gerade warten die Feldmanns auf Fördermittel, um mit dem Innenausbau weitermachen zu können.

Außerdem ist eine Werner-Streaming-Serie in Planung, an den Drehbüchern wird bereits gebastelt. "Es geht ja keiner mehr ins Kino, gucken ja alle nur noch aufs Handy", so Brösel. Und wie geht's Werner, der ja autobiografische Züge von Brösel trägt? Ist Werner in der Serie mit seinem Erfinder gealtert? "Ein alter Mecker-Werner wäre bestimmt nicht schlecht. Mal sehn", sagte Brösel. Auf jeden Fall wird Werner mit der Zeit gehen. "Über diesen ganzen Handy-Quatsch kann man sich doch wunderbar lustig machen", findet Brösel.

Am Ende trank Brösel dann doch noch "Bölkstoff" aus der Bügelflasche und lauschte den Geräuschen auf der viel befahrenen Ringstraße vor der Kieler Kneipe. "Da fährt 'n Moped", sagte Brösel plötzlich. "Mit Automatik. Sowas Schlimmes."