"Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt." (2. Petrus 3,13) – Monatsspruch November 2024.
Selten hatte in meinen Augen ein Monatsspruch derart prophetische Qualität. Denn es stimmt: Wir warten, heute am 6. November. Wer meinte, der gestrige 5. November hätte einen Schlusspunkt hinter den nervenaufreibenden Wahlkampf gesetzt, sieht sich getäuscht: Nun sind es viele Fragezeichen und eine große Ungewissheit, die in den nächsten Wochen und Monaten bleiben werden.
Wer kommt, ist klar. Was kommt, sehr viel weniger. Wir warten. Der Weg dorthin ähnelte in vielem der Situation vor vier Jahren. Spaltung der Gesellschaft ist ein großes Wort, das dabei oft verwendet wird. Manche sprechen sogar bis heute von den "Gespaltenen Staaten von Amerika".
Sagen, was Sache ist – in Gottes Namen
Zugleich vollzieht sich dieses komplexe Phänomen auf unterschiedliche Weise gleichzeitig: Viele Bürgerinnen und Bürger betrieben einerseits einen expliziten Wahlkampf in ihrem Vorgarten, indem sie Schilder mit den einschlägigen Namen aufstellten, um ihre Unterstützung anzuzeigen. Manche dieser Wahlschilder wurden entwendet oder fanden sich im Gebüsch wieder.
Andererseits scheuten sich nicht wenige, ihre politische Meinung überhaupt öffentlich kundzutun. Sie fürchteten und fürchten Repressalien in ihrer Nachbarschaft oder an Ihrem Arbeitsplatz, wenn sie mit einer bestimmten Position in Verbindung gebracht werden könnten.
Deswegen rief der Pastor unserer amerikanisch-lutherischen Partnergemeinde im gemeinsamen Reformationsgedächtnissonntag am 27. Oktober dazu auf, im Namen unserer evangelischen Freiheit all die Dinge, die uns bewegen, im Gespräch mit anderen zu benennen. Um der Wahrhaftigkeit willen. Sich also nicht mundtot machen zu lassen, sondern an aufrichtiger Begegnung miteinander zu arbeiten und dabei sagen, was Sache ist - in Gottes Namen.
Dringend notwendige Medizin gegen Argwohn und Hass
Leichter gesagt als getan - und zugleich von kaum zu überschätzendem Wert. Angstfrei wieder darüber reden zu können, was im Innersten bewegt und dies zugleich allen anderen ebenfalls zuzugestehen – das wäre neu gewonnene Freiheit und ein wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit. Und außerdem eine dringend notwendige Medizin gegen Argwohn und Hass.
Wir warten. Und wollen zugleich "unbeirrt an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen. Denn Gott, auf dessen Versprechen sie beruht, ist treu." (Hebräer 10, 23). Das ist der Lesetext zur morgigen Tageslosung. Schon wieder prophetisch.
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