"Foodsharing ist einfach eine wichtige Sache", davon ist Margit Schödel absolut überzeugt. "Wir retten Lebensmittel vor der Tonne und verteilen sie weiter an Menschen, die sie noch verwerten können." Dabei steht nicht nur der soziale Aspekt im Vordergrund, sondern auch die Umwelt: "Wir versuchen, CO₂-neutral zu arbeiten, indem wir unsere Wege möglichst effizient planen."

Viele denken bei geretteten Lebensmitteln an verschimmelte oder ungenießbare Ware – ein großer Irrtum.

"Es geht oft um Sachen, die Supermärkte oder Imbisse nicht mehr verkaufen dürfen. Beispielsweise ein Netz Orangen, in dem eine einzige Frucht schimmelig ist. Der Händler darf es nicht mehr anbieten, also würde es komplett entsorgt werden. Solche Lebensmittel retten wir."

Foodsharing steht grundsätzlich jedem offen. "Vom einfachen Arbeiter bis zum Akademiker – alle Schichten sind vertreten", sagt Schödel. Allerdings seien bedürftige Menschen oft schwer in das System zu integrieren, da gewisse Regeln eingehalten werden müssen.

Diese Regeln sind einfach, aber notwendig: "Pünktlichkeit ist wichtig, ebenso ein gepflegtes Erscheinungsbild. Hygienevorschriften müssen beachtet werden, etwa die korrekte Kühlung von Waren."

Wie funktioniert Foodsharing?

Foodsharing organisiert sich dezentral in Bezirken, meist nach Landkreisen.

"Es gibt Botschafter, die den Überblick behalten, und Betriebsverantwortliche, die für ihre Betriebe zuständig sind."

Die eigentlichen Helfer melden sich für Abholzeiten an, holen Lebensmittel bei kooperierenden Betrieben ab und verteilen sie weiter.

Wer mitmachen möchte, kann sich auf foodsharing.de informieren. Dort gibt es ein Quiz, das die Grundprinzipien vermittelt, sowie eine Einführung, bevor man offiziell als Foodsharer aktiv werden kann.

Lebensmittel teilen statt verschwenden

Neben der Rettung aus Betrieben gibt es auch das System der "Essenskörbe". "Jeder kann einen Essenskorb auf der Plattform einstellen – sei es, weil der Apfelbaum im Garten zu viele Früchte trägt oder der Kühlschrank vor dem Urlaub noch voll ist", erläutert Schödel.

Ein besonderes Erlebnis war für sie eine Frau, die im Sommer 30 Gurken abholte.

"Sie hat sich so gefreut! Am nächsten Tag hatte sie 40 Gläser Gurken eingelegt und war einfach glücklich."

Aber nicht alle Betriebe sind bereit, mit Foodsharing zu kooperieren. Manche fürchten Umsatzeinbußen. "Dabei wollen wir uns eigentlich selbst abschaffen", betont Margit Schödel. "Unser Ziel ist, dass Betriebe weniger produzieren und dadurch weniger wegwerfen müssen."

Große Discounter etwa verpflichten ihre Bäckereien vertraglich, bis kurz vor Ladenschluss ein fast vollständiges Sortiment bereitzuhalten. "Das führt zu unnötiger Überproduktion", kritisiert sie. Hier sei auch die Politik gefragt, gegenzusteuern.

So funktioniert Foodsharing – ein Blick hinter die Kulissen

In Oberfranken wächst das Foodsharing-Netzwerk kontinuierlich. "In Kronach stehen wir noch am Anfang, während Kulmbach, Bayreuth und Hof schon gut aufgestellt sind". Aber auch in den angrenzenden Regionen Thüringens und Sachsens entstehe langsam eine Struktur.

Für alle, die keine Zeit haben, aktiv mitzuhelfen, gibt es dennoch eine Möglichkeit, sich einzubringen:

"Man kann sich auf unserer Seite anmelden und nach Essenskörben suchen. Viele Foodsharer posten regelmäßig Überschüsse, die man dann einfach abholen kann."

Foodsharing soll ein Schritt zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln sein. "Manche Leute sagen, sie hätten es nicht nötig, gerettete Lebensmittel zu essen", sagt Schödel. "Aber wir retten immer erst nach den Tafeln und anderen Hilfsorganisationen. Es geht nicht nur darum, Bedürftige zu versorgen, sondern insgesamt weniger Lebensmittel zu verschwenden."

Jeder kann mitmachen – ob als aktiver Retter oder als Abnehmer überschüssiger Lebensmittel. Und das Beste: Es kostet nichts, außer ein wenig Zeit.

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