Bei einer Veranstaltung des Evangelischen Bildungswerks und der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde richtete Militärbischof Bernhard Felmberg den Blick auf die globale Sicherheitslage – mit besonderem Augenmerk auf Amerika. Deutschland werde das nicht erreichen, und auch Europa werde es kaum schaffen, so der promovierte Theologe.

"Kriege gehören ins Museum" – eine großartige Aussage, die aber leider nicht mehr der Realität entspreche, stellte Felmberg zu Beginn seines Vortrags mit dem Titel "Frieden schaffen – um Gottes willen?" fest. "Es gibt ihn nicht, den Himmel auf Erden", so der Geistliche. Die Erkenntnis, dass Demokratie und Freiheit verteidigt werden müssen, sei mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Das spüre er auch in der gewachsenen Sensibilität für sicherheitspolitische Fragen – etwa bei der Live-Übertragung eines Fernsehgottesdienstes am 4. Advent aus Litauen, die rund 900.000 Zuschauer erreichte ("mehr als beim Biathlon").

Zeitenwende und Krieg der Werte

Felmberg stellte sich hinter Bundeskanzler Olaf Scholz, der kurz nach Kriegsbeginn im Februar 2022 von einer "Zeitenwende" gesprochen hatte. "Das trifft die Realität schon", sagte der Bischof. Das gesamte europäische Sicherheitsgefüge sei aus den Fugen geraten – eine "Gemengelage internationaler Konflikte", die keine einfachen Lösungen zulasse.

Dabei gehe es längst um mehr als Territorien: "Wir erleben einen Krieg der Werte", so Felmberg. "Die Verteidigung der Ukraine ist auch eine Verteidigung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten." Gleichzeitig räumte er ein, dass die Kirchen in der Frage der militärischen Unterstützung nicht einheitlich sprächen. Die frühere Losung "Frieden schaffen ohne Waffen" lasse sich heute nicht mehr so leicht über die Lippen bringen.

Auch innerhalb der Bundeswehr spüre er eine zunehmende Anspannung. Der Hang, Unangenehmes zu verschweigen, müsse überwunden werden – die Realität des Krieges verlange eine offene Auseinandersetzung. Dennoch warnte Felmberg davor, dass Deutschland sich als moralische Instanz der Welt verstehe: "Wir sind nicht die Schiedsrichter der Weltgemeinschaft."

Keine Zeit für ewigen Frieden

Besonders brisant sei der Ukraine-Krieg, da mit Russland erstmals eine Atommacht direkt beteiligt sei. Wer geglaubt habe, mit dem Ende des Ost-West-Konflikts 1989 sei eine Ära des ewigen Friedens angebrochen, habe sich getäuscht. Die Ernüchterung sei schnell erfolgt. Aktuell gebe es 29 Kriege weltweit – mehr, als das Alphabet Buchstaben hat.

Am Ende seines Vortrags in der Evangelisch-Reformierten Kirche in Bayreuth bezog Felmberg klar Stellung: Ein Staat habe nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, sich zu verteidigen. "Nothilfe anzufordern und zu leisten ist absolut erlaubt", betonte er.

Seelsorge in Zeiten des Krieges

Angesprochen auf das von der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann kritisierte und von ihm maßgeblich mitentwickelte "Seelsorgekonzept für den Verteidigungsfall", stellte Felmberg klar: "Ich rede nicht dem Krieg das Wort." Aber in dem Moment, "in dem etwas passiert", müsse er als Seelsorger darauf vorbereitet sein.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden