Die Inflation trifft laut einer Untersuchung von Düsseldorfer Konjunkturforschenden ärmere Familien weiterhin am stärksten. Das Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts, gepaart mit der Einführung der Gasumlage, dürfte die "soziale Schere bei den Belastungen" noch weiter aufgehen lassen, erklärte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.
Trotz der im Juli leicht gesunkenen Inflationsrate seien Familien mit geringem Einkommen nach wie vor am stärksten vom Preisanstieg betroffen. Für sie habe die Teuerung im Juli bei 8,4 Prozent gelegen. Für alle Haushalte stiegen die Preise im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat im Durchschnitt um 7,5 Prozent.
Reiche Alleinlebende am wenigsten betroffen
Am wenigsten sind dem Inflationsmonitor des IMK zufolge Alleinlebende mit hohem Einkommen betroffen. Ihr repräsentativer Warenkorb sei im Vergleich "nur" um 6,4 Prozent teurer geworden. Die ungleiche Belastung sei vor allem die Folge davon, dass Energie und Nahrungsmittel zu den besonders starken Preistreibern gehören, hieß es. Neben den ärmeren Familien seien auch Familien mit zwei Kindern und mittlerem Einkommen sowie Alleinerziehende mit mittlerem Einkommen überdurchschnittlich von der Teuerung belastet.
Die vom Bundesfinanzministerium vorgeschlagenen Steuerentlastungen würden die soziale Schieflage nicht mildern, erklärten die Autoren des Inflationsmonitors. Damit würde gerade jenen Menschen wenig oder gar nicht geholfen, die nach den Forschungsergebnissen besonders stark belastet seien. Wenn demnächst die Inflation zusätzlichen Schub erhalte, weil 9-Euro-Ticket und Tankrabatt ausliefen und die Gasumlage eingeführt werde, könnte die Unterschiede bei den Belastungen noch stärker ausfallen.
Bisherige Maßnahmen "ausgewogen, aber mit Nachbesserungsbedarf"
Die beiden beschlossenen Entlastungspakete könnten allerdings bei Alleinlebenden mit Grundsicherung 90 Prozent der für dieses Jahr absehbaren extremen Preisschübe bei Energie und Nahrungsmitteln abfangen, hieß es in dem Inflationsmonitor. Bei Familien mit zwei Erwerbstätigen und niedrigen Einkommen könne dies 64 Prozent ausmachen. Bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen würden 38 Prozent ausgeglichen. Die Studienautoren bezeichneten die bisherigen Maßnahmen als "sozial ausgewogen, aber mit Nachbesserungsbedarf".
Eine große Lücke in den bisherigen Entlastungspaketen sei, dass Haushalte von Nicht-Erwerbstätigen mit geringem Einkommen kaum Entlastung erfahren würden, wenn sie keine Sozialleistungen erhielten, hieß es weiter. Kaum entlastet würden auch bei kleinem Einkommen Rentnerinnen und Rentner.
Für den monatlich aktualisierten Inflationsmonitor hat das IMK für neun unterschiedliche Haushaltstypen Konsummuster errechnet. Es griff dabei auf Daten des Statistischen Bundesamts zurück.