Die Jugendsozialarbeit stelle einen bedeutenden Fortschritt nicht nur für das Gymnasium selbst, sondern auch für den gesamten Landkreis Hof dar, wie der Hofer Landrat Oliver Bär betont.
"Wir wollen das Beste für unsere Kinder, und die Jugendsozialarbeit kann oft dazu beitragen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen, bevor sie größer werden", so Bär.
Im Gegensatz zur Schulsozialarbeit, die sich häufig auf Gruppenarbeit konzentriert, richtet sich JaS gezielt an Einzelfälle. Besonders wichtig ist, dass die Fachkräfte auch außerhalb des Klassenzimmers als Ansprechpartner für die Schüler*innen zur Verfügung stehen.
Jugendsozialarbeit in Hof
Schulleiter Gerd Koppitz zeigt sich begeistert, dass es seit Februar möglich ist, JaS auch an Gymnasien anzubieten: "Schon vor zwei Jahren war klar, dass wir diese Unterstützung brauchen, und jetzt ist es endlich soweit."
Die Trägerschaft für die Stelle am Gymnasium übernimmt die evangelische Kinder- und Jugendhilfe, die eng mit dem Diakonieverein Münchberg kooperiert. Auch Friedemann Hopp, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe, ist zufrieden: "Mit Stefanie Opitz haben wir eine erfahrene und engagierte Fachkraft gefunden, die ihre Arbeit mit Herzblut ausübt."
Individuelle Betreuung für vielfältige Probleme
Stefanie Opitz, die neue JaS-Kraft am Münchberger Gymnasium, fühlt sich in ihrer neuen Position fast wie "nach Hause kommen". Sie selbst legte vor über 20 Jahren am Gymnasium Münchberg ihr Abitur ab, obwohl sie damals nie daran gedacht hätte, jemals zurückzukehren. "Ich hatte erst einmal genug von Schule", gibt sie schmunzelnd zu.
Heute lebt die 43-Jährige mit ihrer Familie in Konradsreuth und hat bereits einige Jahre Erfahrung als JaS-Kraft an einer Mittelschule gesammelt. Nun stellt sie sich der neuen Herausforderung: "Der Druck ist natürlich größer, da ich bislang die erste und einzige Jugendsozialarbeiterin an einem Gymnasium in Oberfranken bin." Als gelernte Sozialpädagogin bringt sie jedoch viel Erfahrung und Engagement mit.
Die Probleme der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium sind vielfältig. Sie reichen von kleineren Streitereien im Klassenzimmer und Liebeskummer bis hin zu ernsthaften Themen wie Mobbing oder den negativen Auswirkungen sozialer Medien. "Gerade in Gruppenchats kann es manchmal so weit gehen, dass sogar Suizidgedanken aufkommen", erklärt Opitz. Dabei möchte sie nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb ein Ansprechpartner sein: "Manchmal fällt es leichter, beim Spazierengehen über schwierige Themen zu sprechen. Die Schüler sollen wissen, dass das, was sie mir anvertrauen, vertraulich bleibt. Ich habe Schweigepflicht."
Das Angebot richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 13. Besonders am Gymnasium, wo die Erwartungen hoch sind, kann es schnell zu Überforderung oder sozialem Druck kommen. Hier leistet die Jugendsozialarbeit einen wertvollen Beitrag, um den Jugendlichen in schwierigen Situationen Unterstützung zu bieten. Auch Eltern und Lehrer können sich an Opitz wenden, wenn sie Auffälligkeiten bemerken oder Probleme in der Klasse beobachten.
Kirche als gesellschaftlicher Akteur
Die Kosten für die JaS-Stelle werden teilweise vom Freistaat Bayern übernommen, während der Diakonieverein Münchberg als Träger einen Eigenanteil leistet. Den Hauptanteil von mindestens 50 Prozent trägt der Landkreis Hof. Schulleiter Koppitz sieht es als großen Erfolg, dass die Stelle so schnell besetzt werden konnte – auch dank des Engagements des Diakonievereins. "Hier zeigt sich die gesellschaftliche Relevanz der Kirche", betont Koppitz. "Kirche ist nicht nur der Gottesdienst am Sonntagmorgen, sondern weit mehr." Münchbergs Dekan Wolfgang Oertel ergänzt: "Die Kirche ist in vielen Bereichen präsent – in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und in der Notfallseelsorge. Das zeigt, wie vielfältig ihr Engagement ist."
Am Ende geht es darum, die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Lebensweg zu begleiten – und das möglichst ganzheitlich. Die Jugendsozialarbeit am Gymnasium Münchberg ist ein wichtiger Schritt, um dies zu ermöglichen. Die Verantwortlichen hoffen, dass dieses Modell Schule macht und bald auch an anderen Gymnasien in der Region umgesetzt wird.
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