Er wird immer wieder beschworen, sowohl von der Politik als auch von den Kirchen: Der gesellschaftliche Zusammenhalt. Nun allerdings zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag der ARD, dass nur relativ wenige Deutsche Kirchen und der Politik zutrauen, zu ebendiesem Zusammenhalt beizutragen.

Nur ein Viertel sieht Kirchen als wichtig für Zusammenhalt

Im Rahmen der Themenwoche "Wir gesucht – was hält uns zusammen?" wollte der Sender wissen, welche Institutionen nach Ansicht der Deutschen "einen angemessenen Beitrag zum Zusammenhalt in Deutschland" leisten. Das Ergebnis: Kirchen landeten mit gerade einmal 27 Prozent noch hinter der Politik, die auf 28 Prozent kommt.

Am meisten Vertrauen haben die Deutschen bei dieser Frage noch in Sportvereine. Diese landen mit 76 Prozent auf dem ersten Rang. Schulen und Bildungseinrichtungen kommen auf immerhin 56 Prozent. 

Auch Gewerkschaften (49 Prozent), Medien (48 Prozent) und die Wirtschaft (45 Prozent) liegen noch sehr deutlich vor den Kirchen. Selbst Internet und Social Media schneiden mit 32 Prozent noch leicht besser ab. Das Ergebnis macht nachdenklich, sind doch gerade Kirchen traditionell Institutionen, die sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt bemühen wollen und in diesem Bereich auch von vielen Kompetenz zugeschrieben bekommen. Auch sind noch fast die Hälfte der Deutschen Mitglied in einer Kirche

Infografik zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird vermisst

Auch insgesamt scheint es um den Zusammenhalt nicht gut bestellt in Deutschland. Insgesamt 64 Prozent der Wahlberechtigten beurteilen den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland als schlecht. Bei jüngeren Menschen (18 bis 34 Jahre) ist die Zahl derer, die den Zusammenhalt in Deutschland als schlecht empfinden, mit 73 Prozent sogar noch deutlich höher als im Durchschnitt aller Befragten.

Den größten Konflikt sehen die Deutschen im Gegensatz zwischen Arm und Reich (76 Prozent). Der immer wieder beschworene Unterschied Jung oder Alt spielt dagegen eine vergleichsweise geringe Rolle. Nur 37 Prozent sind der Meinung, es gebe große Konflikte zwischen den Generationen.

Dagegen sorgt Corona offenbar weiter für Spaltung: Zwar ist die Pandemie mittlerweile für deutlich weniger Debatten verantwortlich als noch vor einigen Monaten. Trotzdem geben 72 Prozent der Befragten an, es gebe derzeit in Deutschland große Konflikte zwischen Befürworter*innen und Gegner*innen der Corona-Maßnahmen. Und 62 Prozent glauben, es gäbe große Konflikte zwischen "Einheimischen" und "Zugewanderten". 

infratest dimap hat im Auftrag der ARD insgesamt 1211 Menschen befragt.